Bradley Cooper hat mit dem Geld von Warner Brothers vor einigen Jahren die Rechte zur Adaption von Chris Kyles Buch gekauft, dem amerikanischen Scharfschützen, welcher mit 160 Tötungen laut US Verteidigungsministerium der “erfolgreichste” Scharfschütze der US-Geschichte ist.
Zuerst wollte Cooper nur produzieren, doch Warner Brothers bestand auf ihn als Hauptdarsteller. Nachdem David O. Russel (American Hustle, Silver Linings) die Regie abgab und Steven Spielberg sich für eine komplexe Geschichte zweier verfeindeter Scharfschützen interessierte, die schlussendlich aufgrund eines Budgetstreits zu Spielbergs Abgang führte, kam Clint Eastwood ins Spiel. Er kondensierte das Drehbuch auf die Geschichte von Chris Kyle und brachte sie so ins Kino.
Der Erfolg scheint Eastwoods Entscheidungen Recht zu geben, mit $58.8 Millionen hat der Film jetzt schon über $430 Millionen weltweit eingenommen und wird in Amerika mehr Geld einspielen als etwa Guardians of the Galaxy und The Hunger Games: Mockingjay Part 1.*
Chris Kyle, der amerikanische Held
“There are three types of people in this world: sheep, wolves, and sheepdogs…”
So Chris Kyles Vater. Und Chris (Bradley Cooper) tut alles in seiner Macht stehende um ein sheepdog zu sein. Tief in Texas wächst er zu einem Rodeo reitendem Cowboy heran, jedes Wochenende fährt er mit seinem kleinen Bruder (Keir O’Donnell) von Event zu Event. Selbst wenn er seine Freundin beim Fremdgehen erwischt (“Why do you think I did this, huh?! I do this to get attention, don’t you get that?!”) zählt für ihn ein Auge für ein Auge und schwupps prügelt er den Liebhaber aus dem Haus. Die Berichterstattung eines Bombenanschlags auf eine amerikanische Botschaft führt dann zu seiner Einschreibung in die Army. Niemand greift das beste Land der Welt an, ohne an Chris Kyle vorbei zu müssen…
Long Story short:
Er wird ein SEAL, heiratet eine schöne Frau (Sienna Miller) und dann passiert 9/11. Was folgt sind vier Einsätze im Irak, um gegen Al-Qaeda zu kämpfen (der Krieg in Afghanistan wird nicht erwähnt und ob dies Geschichtsverfälschung oder typische Redneck Mentalität ist, bleibt offen). Seine Frau bekommt die Kinder brav im Vaterland und Chris versucht noch mehr für sein Land zu tun und wird der tödlichste Sniper der Militärgeschichte mit über 160 getöteten Menschen.
God, Country, Family, right?
Der Chris Kyle, den wir hier kennen lernen, ist der patriotische Held, der zwar seine Familie vernachlässigt, aber das nur um sein Land zu retten. Clint Eastwood hat die Geschichte heruntergebrochen auf Kyles berüchtigte Statistik von 160 getöteten Menschen und dessen Drang noch mehr zu leisten. Durchzogen wird der Film mit dem Motiv des Punishers, einer Comicfigur, die ein Selbstjustiz ausübender Veteran ist, der tötet und entführt. Kyle wird als jemand der nach Gerechtigkeit strebt dargestellt – wenn seine Tochter weint und die Krankenschwester sich nicht um diese kümmert, wird er grantig.
Dass der Krieg ihn verändert hat und er nicht derselbe ist, verneint er seiner Frau gegenüber, wenn er auch den Rasenmäher mit Kriegsgeräuschen assoziiert und vorm abgedrehten Fernseher sitzt.
Während er im Irak (fast) nichts falsch zu machen scheint und bald nur noch die Legende genannt wird, schaut es zuhause (kurz) anders aus. Er ist für seine Familie nicht so da, wie sie das verdienen würde und flüchtet sich immer wieder zurück in den Irak, wenn es ihm zuviel wird. Dort hat er seinen Sinn gefunden und jagt den “bösen” Scharfschützen der anderen Seite.
Die Politik von American Sniper
American Sniper ist technisch total solide (Eastwoods Regie ist gut, die Kamera ist hervorragend, die Spezialeffekte sind dem Budget geschuldet und wirken dementsprechend billig). Doch wenn man die Politik des Filmes anschaut wird eine Beurteilung schwer. Lassen wir mal die Rezeption in Amerika außen vor, die zu einem unglaublichen Anstieg der rassistischen Tweets geführt hat und viel Liebe vom tief republikanischen Kern bekam.
Wir haben hier einen Protagonisten, der sich selbst als sheepdog sieht und meint sein Land vor den Wölfen retten zu müssen. Nachdem die Anschläge auf New York passiert sind, darf er endlich in den Krieg ziehen und kommt in den Irak, wo er gegen Al-Qaeda kämpft. Es wird nie explizit gesagt, doch es wird eine Korrelation zwischen Terroranschlägen und dem Irakkrieg dargestellt, die schon jahrelang wiederlegt ist. Jeder weiß, wieso Amerika im Irak war und erst nachdem sie dort das Regime gestürzt haben und für ein Machtvakuum gesorgt haben, hat dies dazu geführt, dass Al-Qaeda im Irak Fuß fassen konnte.
Zudem ist jeder Ausländer, der nicht für Amerika arbeitet gleichzusetzen mit einem Feind. Natürlich kann man argumentieren und sagen, dass die friedfertigen Iraker schon geflüchtet sind. Der Film malt jedoch ein anderes Bild. Wenn Chris Kyle seine Pflicht als amerikanischer Patriot erfüllt und Frauen und Kinder und Männer erschießt, sind dies immer “saubere”/rasche Tode. Sie werden getroffen, fallen um und sind tot. Auf der anderen Seite übt der böse irakische Scharfschütze seine sinisteren Pläne aus und die meisten Soldaten sterben qualvoll. Sie liegen noch zuckend und schreiend am Boden, während ihre tapferen Freunde sie zu retten versuchen. Iraker töten scheint leichter zu sein… Und man könnte hier noch weiter gehen, darüber reden, wie einer seiner Kameraden stirbt und Kyle meint der Grund für dessen Tod liege in seinem Zweifel am Krieg. Oder wie Iraker immer nur als Barbaren angesprochen werden, denen man eh nicht trauen darf…
Keine Angst Leute, er is eh super (leichter Spoiler)
Für all jene, die noch Bedenken haben über Chris Kyle kommt das Ende gerade recht, in dem er sein posttraumatisches Stresssyndrom überwindet, indem er vielen anderen Veteranen hilft. Auch familiär hat sich alles zum Besten gewandt und einer der letzten Sätze des Filmes muss natürlich sein:
“Have I ever told you that I’m so proud of you? You’re such a great father…”
Moviequation:
Fazit (Patrick):
Film: American Sniper
Rating:
Furchtbar (1 / 5)
Es fällt mir wirklich schwer American Sniper zu beurteilen. Ich würde Clint Eastwood gerne den benefit of doubt zusprechen, da er immer ausgeglichene Filme gemacht hat und ich ihm hier auch unterstellen möchte, dass diese Politik eher unabsichtlich im Film zu lesen ist. Doch in letzter Zeit scheint der 84 jährige Regisseur doch etwas abzuschweifen (er streitet mit einem leeren Stuhl) und ich sehe in dem Film einfach zu viel von einer Rechtfertigung für Chris Kyle.
* Daten vom 23. Februar 2015 von boxofficemojo.com
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