Kultfilmalarm in Island!
Regisseur Benedikt Erlingsson erzählt in Von Menschen und Pferden (isl.: Hross í oss) von einem kleinen Dorf, in dem sich alles um die Pferdezucht dreht. Wenig Dialog und viel trockener Humor sind jene klassischen Zutaten, mit denen man sich auf diversen Festivals bereits das Kultfilm-Label erarbeitet hat.
Ein abgelegenes Tal in Island ist voll und ganz auf die Pferdezucht fokussiert, was sich in mehreren kleinen Episoden niederschlägt. Mehr oder minder im Zentrum der Geschichte stehen Kolbeinn (Ingvar E.l Sigurðsson) und Solveig (Charlotte Bøving), die sich zueinander hingezogen fühlen, aber von äußeren Umständen immer wieder am Ausleben dieser Liebe gehindert sehen.
Lachen und nicht mehr aufhören
Der Film ist irgendwo zwischen Kurzfilmsammlung und Episodenfilm einzuordnen. Zwar sind die Geschichten direkt aneinander gebunden, dieser Zusammenhang wird aber nicht zwangsläufig zum Zentrum des Filmes erklärt. Gemeinsam haben die Episoden aber nicht nur den Schauplatz, sondern auch die stark zurückgenommene Filmsprache. Erlingsson setzt auf starke Bilder, insbesondere von Pferden und der prächtigen isländischen Landschaft, während Dialoge so gut wie keine Rolle spielen.
Daraus ergibt sich ein Ton, der als dezent humorvoll beschrieben werden könnte. Anstatt klassischen Brüllern sieht man sich hier eher absurden Situationen gegenüber, am besten repräsentiert durch die auf den Filmpostern verewigte Szene. Diese lässt Kolbeinn hilflos auf seiner preisgekrönten Stute Grána sitzen, als diese plötzlich von einem Hengst beglückt wird. Andere Szenen weisen einen morbiden Humor auf, der aber ebenso wenig auf richtige Lacher ausgelegt ist. Es mag komisch klingen, aber um Von Menschen und Pferden wirklich lustig zu finden, müsste man irgendwann anfangen zu lachen und dann einfach nicht mehr aufhören damit.
So verrückt!
Wenngleich diese Formel zu einigen Lobeshymnen auf dem internationalen Festivalparkett geführt hat, ist sie doch eine Gratwanderung. Mir persönlich ist dieses hyper-absurde Gehabe ein bisschen zuwider, vor allem wenn sich die Kreativität wie in diesem Fall in sehr überschaubaren Grenzen hält. Die angesprochene Pferdesex-Szene ist ja noch ganz lustig, das gilt auch für den Verrückten, der mit seinem Pferd ins Meer schwimmt, um von einem russischen Schiff viel zu hochprozentigen Alkohol zu kaufen. Aber spätestens als dann die obligatorische “Oh mein Gott, es ist so verrückt, sie haben einfach Sex im Freien!”-Szene kommt, wird aus dem Schmunzeln schon ein Gähnen.
Sollte man sich dieser Absurdität nicht von Beginn an vollkommen hingeben können, bietet einem der Film relativ wenig Möglichkeiten, in den Humor hinein zu finden. Und wer hier nicht lachen oder eben zumindest schmunzeln kann, wird abgesehen von schönen Bildern nicht viel Freude an den knackigen 81 Minuten Laufzeit finden. Denn in Sachen Aussage oder gar Charaktere ist unter der dünnen “Isländer sind komisch”-Oberfläche leider wenig zu finden.
Moviequation:
Fazit (Michael):
Film: Von Menschen und Pferden (isl.: Hross í oss)
Rating:
Von Menschen und Pferden wird definitiv sein Publikum finden. Filme deren verzweifelter Schrei nach einem Kultstatus über alle Kinogrenzen hinaus zu hören ist, haben eine ganz bestimmte Zielgruppe. Wenn man sich allerdings nicht zu dieser zählt, sollte man eher die Finger davon lassen.
Fazit (Patrick):
Film: Von Menschen und Pferden (isl.: Hross í oss)
Rating:
Lauwarm (2 / 5)
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