Mit spitzen Elfenohren reißt das Alien Caine (Channing Tatum) die Putzfrau Jupiter Jones (Mila Kunis) aus ihrem öden Alltag und offenbart ihr, dass Jupiter die Erbin eines riesigen galaktischen Reiches ist. Im folgenden zweistündigen Fantasy/Sci-Fi Desaster beweisen die Wachowski-Geschwister, dass es auch Leute gibt, die nicht aus Green Lantern gelernt haben.
Die hat noch nie ein Häusl putzt
Jupiter Jones ist in keinster Weise besonders – und das sogar auf zwei Arten:
1) Sie führt ein eintöniges Leben als Putzfrau, gekonnt subtil inszeniert durch Kloputzen. Diese Tätigkeit wird so derart emotionslos portraitiert, dass man sich nicht mehr sicher ist, ob Mila Kunis’ Charakter sich bei ihrem Job einfach keine Mühe gibt oder ob Mila Kunis als Schauspielerin einfach alles hinschmeißt und sich nicht einmal damit beschäftigt, wie Putzfrauen eigentlich arbeiten – denn abkaufen tut man ihr die Rolle als schüchternes Mauerblümchen ohnehin nicht.
2) Andererseits wird sie plötzlich in eine komplett übertriebene Welt hineingeworfen: Aliens, Raumschiffe, Kriege, Monster… alles Dinge, die einen schnell überfordern können. Und natürlich ist Jupiter unglaublich besonders und wichtig und kann natürlich die gesamte Galaxis verändern. Und somit wird Jupiter in dem Moment, in dem sie in diese verrückte Welt geschleudert keineswegs interessant, sondern wird zum anderen tot-getretenen Stereotyp:
The Chosen One.
Matrix light + Green Lantern
Es dauert unglaublich lange, bis Jupiter Ascending endlich auf den Punkt kommt und selbst dann ist die Motivation der Charaktere nicht wirklich interessant. Das hindert den Film aber nicht daran, uns schon im vorhinein mit Space-Politics zu bombardieren. Hinzu kommt, dass die wenigen interessanten Aspekte der Welt recycelte Ideen der Matrix-Trilogie oder von Cloud Atlas sind, wie etwa das Konzept der Reinkarnation ohne sich zwangsläufig auf eine Seele berufen zu müssen. Es ist bitter, wenn man versucht, etwas Positives zu finden, nur um zu realisieren, dass die gleichen Regisseure eben diese Thematik bereits tausendmal besser aufgearbeitet haben.
Weiters stolpert der Film in die gleichen Fallen, in welche Green Lantern getappt ist:
Der Hauptcharakter weiß nichts von dem Universum um ihn und lebt in einer alltäglichen Welt, während das Publikum bereits überladen wird mit den verrückten und emotionslosen Weltall-Monologen. Wenn Jupiters Freundin dann von Aliens entführt wird und Jupiter die Erinnerung daran verliert, ist es nicht einmal annähernd so mysteriös wie die Machenschaften der Agenten in Matrix, denn der Zuschauer weiß ohnehin, was hinter den Kulissen vorgeht.
Hinzu kommt, dass die Alienwelt stilistisch so überzeichnet ist, dass ein Schnitt zu Mila Kunis’ Kloputz-Aktionen alles noch unglaubwürdiger erscheinen lässt – obwohl Kunis’ Kloputz-Performance wie schon erwähnt ähnlich unrealistisch ist, wie die riesigen Reptilienmonster, welche Eddie Redmayne bewachen.
Acting, Acting, ACTIIIIIIINGGGGG!!!!!
Ähnlich wie The Amazing Spider-Man bietet dieser Film einen Cast, dem ich eigentlich nichts Schlechtes wünsche. Und wie bei The Amazing Spider-Man ist das Drehbuch nicht in der Lage, den Schauspielern genug Material zu geben, um den Film zu retten.
Wie jede schlechte Science-Fantasy-Geschichte sind die Konflikte nämlich nicht auf den Charakteren aufgebaut, sondern werden vom Plot diktiert. Mila Kunis ist die Auserwählte und sonst erlaubt ihr das Drehbuch keine Charakterentwicklung, die über die übliche “Frau in Gefahr” hinausgeht. Sie darf zwar am Anfang mit einem Teleskop liebäugeln und Jeans statt Kleider anziehen, doch am Ende des Filmes muss die Suche nach der wahren Liebe ihre Hauptmotivation sein.
Besonders schmerzlich ist dieser Film wohl für Channing Tatum, der sich doch stets bemüht, seinem G.I. Joe/Step Up-Stigma zu entkommen, indem er zwar “Channing Tatum Rollen” aussucht, jedoch in Filmen, deren Drehbücher ihm mehr Freiraum geben und Entfaltung erlauben (siehe Foxcatcher, 22 Jump Street, Magic Mike). Mit Jupiter Ascending findet sich Tatum nun leider wieder in einem stupiden Film, dessen Drehbuch ihm lediglich erlaubt, ein Badass zu sein. Und wenn sich dann zwischen diesen beiden hohlen Hauptcharakteren auch noch eine epische Liebesgeschichte entwickeln muss (eine Spoilerwarnung ist wohl überflüssig), dann verliert man endgültig die Geduld.
Einzig Eddie Redmayne kommt hier gut weg, indem er eine Performance als Bösewicht liefert, die Lee Paces Elbenkönig in Der Hobbit subtil erscheinen lässt. Dies ist wohl der einzig positive Aspekt in diesem Zugunglück von epischem Ausmaß, denn mit dem Wissen, dass Redmayne ganz groß im Rennen für den Oscar “Bester Hauptdarsteller” für Die Entdeckung der Unendlichkeit ist, wird seine camp-Performance plötzlich noch lustiger.
If it doesn’t work as a mystery, make it the premise
Im Herzen von Jupiter Ascending steht neben einer unerträglichen Love Story eine moderat interessante Idee, die sich mit Identität und Genetik auseinandersetzt. Natürlich ist in Blockbustern so etwas immer böse und der Bösewicht muss natürlich die Evolution zitieren, denn wir wissen, dass Evolution der Nr.1 Motivator für schlechte Menschen ist (General Zod, Magneto… im Grunde jeder Comic-Bösewicht, der mehr als 5 Sätze im Drehbuch hat) und somit wird eine interessante Idee weggeschmissen.
Die Welt ist zwar interessant durchdacht und findet zwar eine Rechtfertigung dafür, dass alle Aliens von humanoider Form sind, aber liest sich im Endeffekt wie eine Intelligent Design Promotion – auch wenn ich den Wachowskis noch immer genug Respekt entgegenbringe und der Meinung bin, dass diese Ideen nicht ihre tatsächlichen Weltansichten widerspiegeln.
Doch anstatt die Idee von einer Gesellschaft, welche DNA mit Determinismus und damit dem Fehlen des freien Willen gleichsetzt, spannend zu inszenieren, ist es nur eine Randnotiz, die einer generischen Geschichte weichen muss, welche den Zuseher nie packt. Wenn die Wachowskis endlich ihre (unspektakulären) Karten auf den Tisch legen, ist man schon längst nicht mehr bei der Sache dabei.
Redundant
Doch wofür wurden die Konzepte geopfert? Für nichts weiter als aufgewärmte Handlungsstränge, unerträglich in die Länge gezogene Täuschungsmanöver und “Konflikte”, die wie alles in dieser Produktion vom Drehbuch und nicht von den Charakteren diktiert werden. Hinzu kommt die fast schon unglaubliche Tatsache, dass in diesem Film zwei Mal die genau gleiche Action-Sequenz stattfindet. Und damit meine ich nicht die Michael Bay-Kritik, dass einfach alles gleich aussieht und das Publikum nicht nachvollziehen kann worum es geht, sondern dass die gesamte Motivation, Thematik und Set-Up zweier aufeinanderfolgender Szenen ident sind.
Dass keine der beiden Szenen in irgendeiner Weise involvierend ist, sollte nach dieser Kritik selbsterklärend sein, doch am schlimmsten wiegt die Tatsache, dass dies der erste Wachowski-Film ist, der effekt-technisch unter jeglichem Standard bleibt und das obwohl die Wachowskis auch beim (relativ zu Matrix) Lowbudget-Film Cloud Atlas ein faszinierendes visuelles Spektakel auf die Leinwand zaubern konnten.
Die Kampfszenen sind unerträglich kalt und wer Probleme mit der emotionalen Bindung in den letzten beiden Matrix-Filmen hatte, wird nach diesem Film glauben, Matrix Revolutions sei so emotional ergreifend wie Requiem for a Dream.
Moviequation:
Fazit (Wolfgang):
Film: Jupiter Ascending
Rating:
“Everything that has a beginning… has an end”,
kündigte das Orakel in Matrix Revolutions an, einen Film den ich bis heute verteidige. Doch mit Jupiter Ascending muss auch ich mich geschlagen geben und sagen, dass es der erste Film der Wachowski-Geschwister ist, der mich unglaublich enttäuscht hat. Hinzu kommt die Tatsache, dass der Film einfach in jedem nur erdenklichen Aspekt schlecht ist und ich mir nicht zusammenreimen kann, wer sich für diesen Film interessieren könnte.
Es ist sehr traurig, dass Warner Brothers so scheinbar gar nichts von Green Lantern gelernt hat. Aber zumindest muss das Studio gewusst haben, was für ein Fiasko es in der Hand hatte, denn umsonst wurde dieser Film nicht ewig verschoben und dann in den Februar-Slot gestopft – a place where movies go to die.
Schreibe den ersten Kommentar