Mit St. Vincent gibt Theodore Melfi quasi sein Regiedebüt. Er hat zwar schon ein paar Kurzfilme gedreht, doch das ist sein erster Spielfilm. Beeindruckend, dass es ihm mit seinem Skript auch gleich gelungen ist, solche Schauspiel-Kaliber mit ins Boot zu holen. Bill Murray, Naomi Watts, Melissa McCarthy, Chris O’Dowd und Terrence Howard spielen hier alle mehr oder weniger wichtige Rollen.
Bill Murray ist alt…
… und allein. Und will eigentlich nichts mit seiner neuen Nachbarin Maggie (Melissa McCarthy) oder deren Sohn Oliver (Jaeden Lieberher) zu tun haben. Doch seine Pension und die fehlenden Einnahmen von der Pferderennbahn bringen ihn in massive Probleme mit dem Kredithai Zucko (Terrence Howard). Er spielt also den Babysitter für Oliver, da dessen frisch geschiedene Mutter heillos überfordert ist.
Es ist jetzt wahrscheinlich keine Überraschung wenn ich sage, dass Vincent (Bill Murray) nicht gerade die ideale Person ist, um auf einen zehnjährigen Jungen aufzupassen. Konstantes Trinken und nicht altersgemäßes Verhalten gehören zur Tagesordnung. Der einzige Kontakt mit einem anderen Menschen ist jener mit der schwangeren Prostituierten Daka (Naomi Watts mit dem lächerlichsten russischen Akzent seit langem). Doch es kommt wie es kommen muss und der alte Grantler und der junge Klugscheißer freunden sich an. Vincent verprügelt einen Mitschüler, der Probleme macht, und lernt Oliver das Kämpfen…
Der Film ist lustig…oh shit was ist gerade passiert?!
Der Film verändert sich etwa nach der Hälfte zu einem echten Drama, das sich gegen Ende wieder der leichteren Seite zuwendet. Doch diese Wendung kommt total unerwartet und verpasst dem Zuseher dann doch einen Schlag, da man nicht damit gerechnet hat und auf die Pointe wartet – nur um nach Minuten zu erkennen, dass es keine Pointe gibt. Manchmal ist das Leben einfach scheiße. Manchmal versucht man alles richtig zu machen und fliegt trotzdem auf die Fresse, und wenn man denkt das wars dann, dann kommt der KO-Punch. Ungefähr so fühlt sich St. Vincent an und wenn ich hier etwas übertreiben sollte, dann ist das gut. Denn so sitzt ihr im Kino und denkt euch, naja so schlimm wars dann doch nicht und genauso ging es mir auch beim Schauen, doch wenn man den Film Revue passieren lässt, (wie man es für eine Review machen sollte) kommt man erst drauf wie scheiße die Situation ist. Man kann St. Vincent auf jeden Fall als Tragikomödie bezeichnen. Er sorgt für ein konstantes Schmunzeln vor und nach den Tragödienelementen und wird auf eine gute Art und Weise sentimental, wenn auch vorhersehbar.
Bad Santa ab 12
Man kann St. Vincent aufgrund seiner ähnlichen Ausgangslage und Struktur gut mit Bad Santa vergleichen. Bad Santa ist natürlich ein Film, der sehr frech sein will und sich deshalb über viel Geschimpfe und politische Unkorrektheit profiliert. Bill Murray ist ein paar Stufen unter Billy Bob Thornton’s Charakter und wird relativ schnell zu einem netten Wegbegleiter für den jungen Oliver. Generell kann man von allen Schauspielern nur das Beste sagen. Jeder erfüllt seine Rolle (manche sind aggressiver, manche nuancierter) und es wirkt wie eine natürliche Ansammlung von verschiedenen Charakteren. Chris O’Dowds Rolle als katholischer Lehrer, der die ganze Religionsgeschichte mit Humor nimmt und auch nicht verzweifelt, wenn Oliver glaubt er ist Jude, ist besonders hervorzuheben. Die Tatsache, dass einem Oliver nicht auf die Nerven geht, ist dem Film auch noch hoch anzurechnen. Es passiert oft genug, dass Filme an solchen jungen Charakteren zerbrechen.
Im Großen und Ganzen
Ein Trip ins Kino für St. Vincent ist mit Sicherheit keine Geld- oder Zeitverschwendung, es ist allerdings auch kein Must-See – ein Film der für den Gelegenheitskinobesucher gemacht wurde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand aus der Vorstellung kommt und den Film hassen wird und wenn man einen Blick aufs Kinoprogramm wirft, gibt es wahrscheinlich wenige Filme, die besser sind als St. Vincent. (SPOILER: Taken 3 und Let’s Be Cops gehören nicht dazu!!)
Moviequation:
Fazit (Patrick):
Film: St. Vincent
Rating:
St. Vincent ist ein gutes Erstlingswerk von Regisseur Theodore Melfi von dem man nun mehr erwarten darf. Er jongliert einen bekannten Cast gut und erzählt eine amüsante Geschichte, die teilweise tragische Tiefen erreicht, die man ihr eigentlich nicht so zugetraut hat. Bill Murray spielt wieder einmal den alten Grantscherben und wieder einmal lieben wir ihn dafür.
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