Gemeinsam mit Severin Fiala bringt Veronika Franz (Im Keller, Paradies Trilogie) einen Psychothriller ins Kino, der für die anfängliche Assoziation zu Im Keller eine überraschend nachvollziehbare Handlung aufweist.
Die Mama ist anders
Nachdem ihre Mutter (Susanne Wuest) nach einer Gesichtsoperation in Bandagen gehüllt ist, sind sich ihre beiden Zwillingssöhne Elias (Elias Schwarz) und Lukas (Lukas Schwarz) nicht sicher, ob es sich tatsächlich um ihre Mutter handelt. Die Mama verhält sich nämlich so ganz anders als vorher und woher wollen sie sicher sein, dass dies tatsächlich ihre Mutter ist und nicht etwa ein Monster, dass den beiden weh tun will?
Was folgt ist ein beunruhigender Psychothriller frei nach dem Motto “der schlimmste Horror passiert in der echten Welt”. Was übernatürlich wirkt ist wohl die Fantasie der Kinder und wenn der Schreikrampf der Mutter dem eines Monsters gleicht so ist die Frage, ob dies “tatsächlich” passiert oder die Filmemacher eine weitere Ebene einführen, der das Publikum nicht vertrauen kann.
All das wird untermalt durch die Kameraführung von Martin Gschlacht (Revanche, Amour Fou), welche simple Motive in wunderschöne und schockierende Aufnahmen verwandelt.
Was, sogar eine Story?
Der Name Veronika Franz ist mit den “dokumentarischen Essayfilmen” des infamen österreichischen Regisseurs Ulrich Seidl assoziiert. Dies rührt nicht nur daher, dass Frau Franz mit ihm verheiratet ist, sie schrieb auch mit an den Drehbüchern für Hundstage sowie jenen der Paradiestrilogie und von ihr stammen sowohl Idee als auch Konzept für Im Keller.
Insofern war es eine große Überraschung, als der Film eine recht konkrete Handlung mit 3-Akt Struktur und erzählerischem Bogen präsentierte. Natürlich gibt es hin und wieder jene “Seidl”-Momente, in denen süße Dinge in die Handlung eingeführt werden, lediglich um in den folgenden Minuten das Publikum möglichst zu schockieren.
Over the top
Wenn sich alles zuspitzt beginnt Ich seh, ich seh vieles von seiner Glaubwürdigkeit zu verlieren. Wie bereits erwähnt ist der Beginn des Filmes ein Familiendrama, welches sich zwar Horrormotiven bedient aber konstant in der “realen Welt” verankert ist. Dies macht das Finale umso schwieriger nachzuvollziehen, da die Charaktere sich verhalten, wie in einem konventionellem B-movie. Von rationalen Handlungen ist keine Spur zu finden, wenn der Film in den “Scho Oag Overdrive” geht, der so künstlerisch wertvoll ist wie etwa die Hostel-Filmreihe.
Auch die Auflösung, welche hier nicht vorweggenommen werden soll ist derartig übertrieben, dass die Idee des Horrors im echten Leben komplett verworfen wird und durch eine Story ersetzt wird, die in den 90ern jeder Psycho-Horrorfilm zu Tode verwendet hat.
Moviequation:
Fazit (Wolfgang):
Film: Ich seh, ich seh
Rating:
Ich seh, ich seh ist ein überraschend konventioneller Film, mit der Prise “Scho Oag”, die man von einer Ulrich Seidl Produktion erwarten kann. Jedoch ist die Tatsache, dass der Film sowohl Handlung, Motive und eine super Kamera aufweist genug, um ihn zu empfehlen.
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