Vom sensationellen Kinostart angestachelt folgt auf die Audio-Abschlachtung im Podcast nun auch eine schriftliche Besprechung der neuen Ski Alpin-Doku Streif – One Hell of a Ride.
Von den nicht jährlich stattfindenden Großereignissen (Weltmeisterschaft und Olympische Spiele) abgesehen, ist die Streif – die Abfahrt in Kitzbühel – das wohl wichtigste Rennen im Kalender der alpinen Ski-Profis. In diesem Dokumentarfilm werden anhand verschiedener Protagonisten, von Skifahrern bis zu Pistenarbeitern, die Vorbereitungen auf das Event geschildert. So wird eine Timeline entworfen, anhand derer die einjährige Arbeit für die Streif sukzessive aufgezeigt wird.
Struktur?
Das Implizieren einer Struktur im obigen Absatz ist leider reine Formalität, denn de facto, und hier sind wir beim größten Problem des Filmes, hat Streif überhaupt keine Ahnung, wie das gesammelte Material in eine brauchbare Erzählung verwickelt werden soll. Man eröffnet mit einer minutenlangen Highlights-Compilation, mit Siegern, Stürzen, Emotionen, begleitet von den ehemaligen Ski-Größen Didier Cuche und Daron Rahlves, die – so unauthentisch wie nur irgendwie möglich – erklären, was die Streif denn eigentlich ist.
Dann plötzlich ohne Vorwarnung kommt ein gestelltes Segment mit skifahrenden Kindern, die von einer Karriere im Alpin-Zirkus träumen. Mit Verzicht auf eine Überleitung folgen sogleich Impressionen vom Sommertraining des Abfahrers Max Franz.
Um ein bisschen in der Geschichte zu kramen, werden dann ein paar Bilder von Franz Klammers Siegfahrten in den 70er und 80er Jahren gezeigt. Auch Hansi Hinterseer wird kurz erwähnt, er bedankt sich mit einem Cameo und einem einzigen Satz, den er sprechen darf, ehe er nie wieder vorkommt. Später folgt eine Aufarbeitung des schweren Kitzbühel-Sturzes von Hans Grugger, der danach aufgrund bleibender Hirnschäden seine Karriere beenden musste. Außerdem bekommen wir noch das schlechteste Product Placement aller Zeiten geboten, wenn die Abfahrt mit Motorsport verglichen wird – eine perfekte Ausrede, um Skifahrer ein Autorennen veranstalten zu lassen, in Red Bull-Boliden versteht sich. (Streif gilt als erste großflächige Zusammenarbeit zwischen ORF und ServusTV. Wer den größeren Teil des Budgets übernahm, dürfte wohl ersichtlich sein.)
ORF Sport-Vorberichterstattung
Freilich kann man einen Film nicht einzig deswegen vernichten, weil die Struktur ein bisschen außer Kontrolle geraten ist. Doch hier kommt noch dazu, dass die einzelnen Segmente nicht nur willkürlich aneinander gereiht sind, sondern auch an sich richtig schlecht gemacht sind. Wer schon immer eine ORF Sport-Vorberichterstattungs-Compilation auf der großen Leinwand sehen wollte, darf sich glücklich schätzen. Der kritische Kinogänger aber wird sich ob der niedrigen Qualität und der vollkommenen Informationsbefreitheit der Segmente ordentlich reingelegt fühlen. Nicht nur bringt einem der Film nie etwas bei, was Wikipedia nicht besser weiß, sondern sind auch die O-Töne großteils so offensichtlich geskriptet, dass man gut und gerne darauf verzichten hätte können. Daron Rahlves frei erzählen zu lassen, wäre mit Sicherheit glaubwürdiger gewesen, als ihm irgendwie krampfhaft die Worte „One Hell of a Ride“ in den Mund zu legen.
Dazu kommen noch viele offenkundig gestellte Momente, die absolut verzichtbar gewesen wären. Etwa wird die Geschichte des verunglückten Hans Gruggers unter anderem mit Hilfe eines Schauspielers erzählt, der die Momente des Erwachens darstellt. Andere Momente sind sogar schlichtweg lächerlich, etwa der vermeintliche Höhepunkt des Films, in dem die Wichtigkeit der Balance für das Skifahren unterstrichen werden sollen. Zu Szenen des Rennens wird ein Schauspieler geschnitten, der, muskulös im griechischen Olympioniken-Kostüm, eine Feder zunächst auf seinem Finger balanciert. Im Laufe des Segments balanciert er die Feder auf einem immer größer werdenden Gerüst aus Stöcken, das ganz offensichtlich animiert ist, anscheinend war noch Budget über.
Moviequation:
Fazit (Michael):
Film: FILMTITEL
Rating:
Die Kritik wird an dieser Stelle abgebrochen, da es einfach keinen Sinn macht. Ich bin Fan des alpinen Skizirkus’ und weiß um den Kitzbühel-Rummel sehr wohl Bescheid.
Kurz gesagt: Ich bin die Zielgruppe.
Aber Streif – One Hell of a Ride ist, bei allem Respekt vor den Filmemachern, einfach richtig, richtig schlecht. Die vielen Segmente sind nicht gut gemacht, haben keinen höheren Sinn und sind absolut willkürlich zusammen geschnitten. Man kann leider nur von einem Kinobesuch abraten.
Das Frauenbild in “Streif”
Prädikat: Frauenfeindlich
So sexistisch wie die Tatsache, dass Frauen auf der Streif keine Rennen mehr fahren dürfen, ist auch der Film.
Die Protagonisten und alle Beteiligten sind Männer.
So werden Frauen in “Streif – One hell of a ride” gezeigt:
– als hübsche Zuseherinnen
– als liebende Ehefrau
– als engagierte Mutter
– als Stripperin im Champagnerglas
Was vermittelt dieser Film also den NachwuchsrennläuferINNEN?
Hier wurde das Thema Gendergerechtigkeit nicht berücksichtigt.
Ein echter “Macho”-Film.
Ja, ich stimme dir absolut zu. Über Machismus im Sport könnte man leider Bücher schreiben, manche sexistische Phrasen wie “Eier haben” oder “für echte Männer” sind sogar total etabliert. “Hell of a ride” passt in dieses Bild natürlich sehr gut hinein, aber was erwartet man auch noch in Sachen Frauenbild von einem Ski-Film, dessen größter Unterstützer ein Fernsehsender ist, der sowas zulässt: https://www.youtube.com/watch?v=t-ORRgkM84A