Der neue Film des oscarprämierten Regisseurs James Marsh (Man on Wire) weckt von der Prämisse her sofort Assoziationen zum renommierten Filmpreis. Die Entdeckung der Unendlichkeit (engl: The Theory of Everything) erzählt die Geschichte des britischen Physikers Stephen Hawking, der dank seiner populärwissenschaftlichen Bücher weltberühmt wurde, aufgrund einer seltenen Form von ALS aber schon seit Jahrzehnten körperlich schwer eingeschränkt ist.
Physikstudent Stephen Hawking (Eddie Redmayne) hat nicht nur den großen Respekt seines Professors, sondern auch die Liebe von Jane (Felicity Jones) sicher, als bei ihm eine schwere Krankheit diagnostiziert wird, die seine Bewegungsfreiheit immer stärker einschränkt und ihm laut Aussage der Ärzte nur noch zwei Jahre zu leben gibt. Er will seine verbleibende Zeit so gut wie möglich nutzen, heiratet Jane und stürtzt sich in die Arbeit.
Physik ist sexy
Eddie Redmayne (Les Misérables) dürfte etwas für Filme mit Oscar-Ambitionen haben, in denen sein Charakter der Liebe auf den ersten Blick verfällt. Die Entdeckung der Unendlichkeit eröffnet schließlich mit einem betont langweiligen Studententreffen, das für Stephen und seine Angebetete Jane erst mit der Begegnung des jeweils Anderen Fahrt aufnimmt. In der Folge wird man mit klischeeüberladenen, schlecht geschriebenen Szenen zwangsbeglückt, die zeigen, wie scheinbar einfach man Frauen mit ein bisschen Geschwafel über Physik um den Finger wickeln kann. Man muss Jane aber auch verstehen, denn wenn ein vermeintlich unzugängliches trockenes Thema plötzlich so kinderleicht wird, wie hier dargestellt, dann muss man sich ja fast verlieben.
Dieser glückliche Anfang dient sozusagen als Grundlage für die weiteren tragischen Entwicklungen im Leben Hawkings, die allerdings viel zu oft in die Klischee-Falle tappt, während die Authentizität vernachlässigt wird. So ist etwa die Entdeckung der Krankheit schon relativ unglaubwürdig. Denn Stephen wundert sich nicht etwa, warum er den Fuß nicht richtig bewegen kann, sondern muss erst mal aufgrund eines schlimmen Sturzes im Krankenhaus landen ehe er sich untersuchen lässt. Es sind Momente wie diese, die anstatt großer Emotionen viel mehr die Frage hervorrufen: Wie ist es wohl wirklich gewesen?
Ja, die Schauspieler sind eh gut
Man kommt generell nicht darum herum, den Film mit Ron Howards Biopic A Beautiful Mind über den persönlichkeitsgespaltenen Mathematiker John Nash zu vergleichen. Das wird schon allein durch die Thematik gefördert, aber auch die Inszenierung ist so brav nach klassischer Vorlage, dass man an Howard erinnert wird. Dazu passt irgendwie auch, dass der Biopic-Trend der letzten Jahre, sich auf einen Teilabschnitt der gezeigten Person zu konzentrieren (siehe z.B. Hitchcock, Moneyball, Lincoln), hier nicht berücksichtigt wird. Stattdessen ist dies ein recht uninspiriertes Malen nach Zahlen für einen Biopic-Film mit Oscar-Ambitionen.
Zwar kann man sich der Geschichte emotional nicht völlig entziehen, doch ist dies fast ausschließlich auf das Originalmaterial zurück zu führen. Nur einzelne Momente sind wirklich überzeugend gelöst, insbesondere als Hawking aufgrund der Krankheit immer mehr seine Mimik verliert. Marsh meistert beispielsweise die Aufgabe, ohne Gesichtszüge einen sehr emotionalen Charaktermoment zu inszenieren, sehr souverän.
Der einzige echte Pluspunkt, den man Die Entdeckung der Unendlichkeit zuschreiben kann, haben dennoch weder etwas mit Regisseur James Marsh noch mit Drehbuchautor Anthony McCarten zu tun. Es sind die beiden SchauspielerInnen, die diesem Film einen kleinen Grund geben, ihn anzusehen. Bei Eddie Redmayne ist vor allem die körperliche Transformation extrem überzeugend, was sich von der Haltung bis hin zur Sprache erstreckt. Felicity Jones auf der anderen Seite schafft es, dem holprigen Drehbuch ein bisschen emotionale Tiefe zu verleihen.
Fazit (Michael):
Film: Die Entdeckung der Unendlichkeit
(engl.: The Theory of Everything)
Rating:
Die Theorie der Unendlichkeit ist keinesfalls furchtbar, aber eben auch nicht mehr als ein uninspiriert zum Leben erweckter Wikipedia-Artikel.
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