Listen Up Philip ist der dritte Film von Drehbuchautor/Regisseur Alex Ross Perry, der in Rahmen der diesjährigen Viennale lief. Dieses Mal hat Alex Ross Perry es geschafft ein unglaublich beeindruckendes Ensemble an tollen Schauspielern zusammenzuführen, allen voran Jason Schwartzman, der den fiktiven, egozentrischen Schriftsteller Philip Lewis Friedman verkörpert. Die berühmte Frage, ob man einen Film mögen kann, ohne seinen Protagonisten zu mögen, gilt es nun zu beantworten.
Der Soon-To-Be Autor
Philip ist kurz vor der Publikation seines zweiten Buches, von dem er sich viel verspricht. Er lebt mit seiner Freundin Ashley (Elisabeth Moss) zusammen und ist ein wenig eifersüchtig auf ihren Erfolg als Fotografin, während er sich von ihr durchfüttern lassen muss. Als ihm sein Idol Ike Zimmerman (Jonathan Pryce) offenbart, dass er von Philips Persönlichkeit und Werk beeindruckt ist und ihm sein Landhaus anbietet um zu arbeiten, nutzt dieser die Gelegenheit und flieht vor der Stadt, ihren Bewohnern und seinen eigentlichen Pflichten, sein Buch zu vermarkten. Ganz zu schweigen von seiner Freundin.
That’s because I am bragging
Schon in der ersten Szene bekommt man ein gutes Bild von der Person die Philip ist. Er trifft sich mit seiner Exfreundin nur um ihr von seinem Erfolg zu erzählen und wo er nicht überall hinfährt. Ihr vorwerfend, dass sie ihn nie unterstützt hat, stürmt er aus dem Café um direkt zu seinen Verlegern zu gehen und ihnen zu sagen, dass er mit sofortiger Wirkung keine Publicity mehr machen wird. Es sei eine spontane Entscheidung, über die er nicht viel nachgedacht hat und darauf sei er sehr stolz, egal ob das dem Verlag und dessen Mitarbeitern schaden sollte. Er schafft es in jedem Gespräch sich selbst zum Mittelpunkt zu machen und nebenbei wirft er dann seinen Gegenübern vor, sich nie um ihn zu kümmern oder zu interessieren. Dadurch ergeben sich natürlich lustige Situationen und Dialoge, doch es ist relativ schnell klar, dass er keine Person ist, mit der man etwas zu tun haben möchte.
Einzig Ike Zimmerman scheint dies zu wollen. Der erfolgreichen Autor aus den Siebzigern (seine Bücher werden in unglaublich zeitlich passenden Covern vorgestellt, wie es jeder aus dem Bücherregal seiner Großeltern und Eltern kennt), sieht in Philip sein junges Ich und gedenkt ihn unter seine Fittiche zu nehmen. Ike ist dabei die alte, verbitterte Version von Philips, der sich seine Einsamkeit durch ein selbst auferlegtes Exil erklärt.
Viele Figuren und nur eine echte Person
Mit Sicherheit hat jeder von uns schon einmal mit selbstverliebten Personen zu tun gehabt, doch Philip und Ike stellen dieses Konzept auf eine ganz neue Ebene und ich bin mir nicht sicher ob das gut ist. Es hilft natürlich der Komik des Filmes, wenn man sieht wie Ike konstant versucht Philips Selbstbewusstsein zu unterminieren, indem er ihm seine Erfolge im gleichen Alter vorhält und ihm den billigeren Whisky gibt, weil Philip “noch nicht so weit ist”.Doch diese komischen Figuren wirken genau als solche und gleichen kaum echten Charaktere.
Die einzige, die diesem Schicksal entrinnt ist Ashley, welche versucht mit der Abwesenheit ihres Freundes klarzukommen und sich im Leben neu zu positionieren. Das glaubt man ihr und kann auch verstehen, weshalb sie Dinge tut, die sie tut.
Wenn dann im Landhaus auch noch Melanie Zimmerman (Krysten Richter) auftaucht, haben wir eine neue Figur und keine neue authentisch wirkende Person. Sie hat naturgemäß Probleme mit ihrem Vater Ike, aufgrund dessen Verhalten in der Vergangenheit und Gegenwart und ist auch von Philips Anwesenheit nicht allzu sehr begeistert.
Und dann war hier Sympathie
Trotz all dieser Ungereimtheiten und unrund wirkender Optik, gelingt es Jason Schwartzman mit seinem Charme irgendwie, Philip in einigen Situation richtig sympathisch zu machen, oder uns sogar ein Gefühl von Empathie einzuflößen, wenn er von jedem gemieden wird und über seine Trauer redet. Er spielt eine ähnliche Figur, wie die von Max Fischer in seinem Debüt Rushmore von Wes Anderson, nur nicht ganz so liebenswert. Überhaupt gilt es, dass es quer durchs Beet solide und gute Auftritte der Schauspieler gibt, geradezu brillierend mit ihrer Ehrlichkeit Elisabeth Moss, auf den Spuren einer Greta Gerwig, performancetechnisch gesehen.
Sagte die Kamera zum Erzähler
Alex Ross Perry erzählte auf dem kurzen Q&A nach dem Screening auf der Viennale, über seinen Versuch mit einer Kopie von Woody Allens Husbands and Wives wegzukommen, was die Kamera betrifft. Die Kamera wackelt wie wild herum, teilweise findet sie den Fokus nicht und hat etwas falsches im Bild, bevor sie sich dem richtigen Objekt zuwendet. Er filmt gerne auf Film, hat dies schon bei seinen ersten beiden Werken getan und mag die Optik. Man kann verstehen wieso. Sie hat einen leicht nostalgischen Look und durch die Grobkörnigkeit des Bildes fühlt man sich hautnah dabei – einfach aus dem Grund, weil der Kameramann hautnah dabei war. Zu Beginn mag das ein wenig gewöhnungsbedürftig sein, doch man hat sich nullkommanix daran gewöhnt und hat auch nie das Gefühl in einen Found Footage Film geraten zu sein.
Konterkarierend dazu, wirkt der Voice Over, die Stimme aus dem Off, welche die Figurenkonstellationen und die Gefühlslage erklärt, etwas behäbig, manchmal zu lang erzählend. Alex Ross Perry setzt sie jedoch gezielt ein um keine dieser ‘total unnatürlichen Gespräche’ haben zu müssen, die das erklären zu versuche, was man hier vom Erzähler hört. Man versteht die Idee dahinter, doch wird an bessere Ausführungen dieser Idee erinnert (500 Days of Summer).
Fazit (Patrick):
Film: Listen Up Philip
Rating:
Listen Up Philip ist ein Film, der den Geduldsfaden des Zusehers einige Male reizt, doch im Endeffekt charmant genug mit seinen Charakteren umgeht um ihm dies zu verzeihen und sich auf die Scherze und Lacher stürzt, die sich aus der Furchtbarkeit der vorkommenden Personen ergeben.
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