The Maze Runner

The Maze Runner ist eine jener Jugendliteratur-Verfilmungen, die natürlich auf einem Weltbestseller (geschrieben von James Dashner) basiert, der natürlich teil einer Trilogie ist, die natürlich schon jetzt ein Phänomen ist. Doch wenn The Hunger Games mir eines gelernt hat, dann dass diese Art von Marketing oft eine Self-Fulfilling-Prophecy ist und durch die Verfilmung ein tatsächliches Weltphänomen entsteht.

Ist The Maze Runner also der Start in einen neuen Rekordfranchise?

Willkommen im Labyrinth der Exposition!

Maze Runner 3

Als Thomas (Dylan O’Brien) in einem boxartigen Aufzug aufwacht und ihn eine Gruppe Jungen empfängt, haben sowohl er als auch das Publikum einiges an Erklärungsbedarf. Thomas findet sich in einer wilden Waldlandschaft wieder, in der sich die Jugendlichen eine kleine Komune aufgebaut haben und zu überleben versuchen. Jedes Monat werden Vorräte und eine neue Person mit dem Aufzug in diese Welt gesetzt ohne jegliche Erinnerung. Lediglich der einzige Name fällt nach einiger Zeit ein.  Eine Flucht aus dieser präindustriellen Welt wird durch ein riesiges Labyrinth unmöglich gemacht, welches sich regelmäßig mit Sonnenaufgang öffnet und mit Sonnenuntergang schließt.

Dass diese gesamte Welt nicht ganz einfach zu erklären ist versteht sich von selbst, doch im ersten Akt von The Maze Runner fühlt man sich praktisch, als würde der Film einen an der Hand halten während man eine Liste an neuen Vokabel lernen muss, um zu verstehen, worum es geht (Griever, Glader, Wicked etc.).

Biomechanische Monster und Laufen

Maze Runner 2

Glücklicherweise für den Film ist die Welt immerhin interessant genug, dass man nicht sofort abschaltet, sondern vorsichtig zuhört, was hier aufgebaut wird. Die Komune, die sich ausschließlich aus Buben zusammensetzt hat eine Geschichte, die gleich einem guten Sci-Fi Plot komplett durch das Konzept definiert sind.

Die Welt, die hier präsentiert wird ist eindeutig das stärkste Argument für The Maze Runner. Auch die Griever genannten Monster im Labyrinth sind überraschend ekelerregend inszeniert. So wie Hunger Games als „Einstiegsfilm“ für Produktionen wie Battle Royale gesehen werden kann, funktioniert The Maze Runner als Jugendfilmversion jener Alien-esquen Filme, in der Technik und Fleisch verschmelzen. Und ebenso wie The Hunger Games hat The Maze Runner auch durchaus Ecken und Kanten. Die Charaktere tragen zwar überraschend gut erhaltene Kleidung, sind aber wenigstens dreckig und bis auf den Labyrinth-Läufer Minho (Ki Hong Lee) scheint niemand Haargel zu besitzen. Und auch die Brutalität ist zwar dem Zielpublikum entsprechend reduziert, aber trotzdem noch genug da, um den Film nicht zu oberflächlich erscheinen zu lassen.

Du bist besonders und der Typ mag dich nicht

Maze runner 4

Was die Welt richtig macht, das fehlt dem Hauptdarsteller. Thomas ist leider aus dem gleichen Holz geschnitzt, das in der Fantasyhelden Serienproduktion ständig verwendet wird. Er ist natürlich besonders, hat als einziger Junge Erinnerungen an seine Vergangenheit und diese ist natürlich adäquat „düster“. Wobei sich düster auf die Oberfläche beschränkt – natürlich trifft Thomas im Film nie falsche Entscheidungen und die Konflikte werden ihm eher aufgezwängt. Besonders Gally (Will Poulter) bemüht sich Gründe zu fingieren, um den makellosen Thomas zu antagonisieren, nur um Drama in das Drehbuch zu bringen, was unbeabsichtigt unterhaltsam sein kann.

To be continued… Zumindest sind wir vorgewarnt

Natürlich ist The Maze Runner nur der erste Teil einer Trilogie (ist irgendjemand überrascht?) und dementsprechend endet der Film einfach mittendrin. Gleich den Resident Evil Filmen wird in der letzten Sekunde noch ungefähr fünffach der Zuschauer „überrascht“. Tote sind am Leben, dann wieder tot, dann ist jemand da, der eigentlich tot woanders sein sollte, dann gibt es einen Superbösewicht, dann einen Supersuperbösewicht…

Aber so lächerlich all diese Entwicklungen sind – und so unplausibel die Erklärung für das Labyrinth letzten Endes ist – muss man dem Film zumindest anrechnen, dass er auf eine Art ehrlich mit dem Publikum ist. Es wäre einfach gewesen, den Film ohne jegliche Erklärung in einem Cliffhanger enden zu lassen, aber zumindest bekommt man in Maze Runner eine ausdrückliche Warnung, wie dämlich das gesamte Konzept dieser Welt ist. Zwar kommt danach natürlich ein verpflichtender Cliffhanger, aber man hat zumindest eine ungefähre Vorstellung, worauf man sich im zweiten Teil einlässt.

Es ist als hätte Lost gleich in der ersten Staffel gesagt „By the way, es gibt einen magischen Zauberer, der all das macht“. Was zwar eine Enttäuschung ist, aber zumindest wissen wir, worum diese Serie sich dreht.

Moviequation:

moviequation The Maze Runner

Verdikt:

Film: The Maze Runner
Rating: Empfehlenswert

User1.Wolfgang.Rating3.Recommendable.Frei.SmallUser3.Leitner.Rating2.Lukewarm.Frei.Small

Trotz vieler Schwächen ist die Welt des Labyrinths eine durchaus interessante – solange man nicht weiß, welchem Zweck all das dient. Zwar leidet The Maze Runner unter den üblichen Symptomen eines Möchtegern-Franchise, aber er unterhält genug, um darüber hinwegzusehen. Aber ob man nach den letzten fünf Minuten noch Erwartungen an Teil 2 hat ist mehr als unwahrscheinlich.

Wolfgang Verfasst von:

Der Host des Flipthetruck Podcasts. Mit einem Fokus auf Science Fiction und Roboter sucht er ständig jene Mainstream Filme, die sich nicht als reine Unterhaltungsfilme zufrieden geben.

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