Dracula Untold nimmt sich wieder einmal dem berühmtesten Vampir aller Zeiten an und versucht die Geschichte des Mannes zu erzählen, bevor er zu dem berühmten Charakter aus Bram Stokers Buch wurde. Gary Shore führt Regie und Luke Evans versucht weiter sein eigenes Franchise zu finden.
Von Geschichte zu Fiktion
Wir beginnen mit Vlad (Luke Evans, Prinz von Transsylvanien, glücklich herrschend mit seiner Frau Mirena (Sarah Gadon)) zur Zeit der osmanischen Eroberungszüge. Als jedoch ein Regiment der Türken von einer übernatürlichen Kreatur getötet wird, verlangt der Sultan Mehmed (Dominic Cooper) 1000 Kinder. Um seinen eigenen Sohn und alle anderen zu retten, lässt sich Vlad auf einen Deal mit dem Monster in den Bergen ein, welches in Form von Charles Dance erscheint. Er hat daraufhin drei Nächte Zeit um einerseits die osmanische Armee zu besiegen und andererseits dem Drang nach Blut zu untersagen, sodass er wieder menschlich werden kann.
Style, Style und noch mehr Style
Die Phrase Style over Substance trifft hier wie die Faust aufs Auge zu. Es ist alles sehr hochstilisiert, alles sauber glänzend und dadurch leicht künstlich. Das beste Beispiel dafür ist Dominic Cooper, der anscheinend in einer Phase seiner Karriere ist, wo er es nicht mal mehr versucht. Er spielt genauso wie in Need for Speed den Bösen, ohne Grund, ohne Überzeugung, dafür mit viel Vergangenheit mit Luke Evans, nur um noch mehr herauszuarbeiten was für ein Arschloch er ist. Das alles macht er allerdings in einer golden glänzenden Rüstung, mit einer modernen Frisur, für die man sogar heutzutage viel Geld zahlen müsste – und der Preis inkludiert wohl noch nicht einmal den Lidschatten.
Vlad auf der anderen Seite ist der perfekte Mann. Er will Frieden, herrscht gerecht und ist ein makelloser Ehemann und Vater. Natürlich kommt das ganze Paket inklusive einer dunklen Vergangenheit, damit er am Papier noch Badboy genug bleibt. Denn in seiner Vergangenheit musste er mit Mehmed zusammen kämpfen und pfählte seine Opfer.
Sehr fragwürdige Kampfsequenzen
Während alles andere kompetent und schön gefilmt wird, schaltet Dracula Untold während den Schlachten und Kämpfen auf Shaky Cam um. Das Ergebnis sind entweder unentschlüsselbare Bilder oder viel zu schnelle Cuts, die einem einfach nur weh tun. Ob das aus Budgetgründen oder als Stilmittel passiert bleibt vorerst unbeantwortet. Und dazwischen schupft Gary Shore wieder eine total überstilisierte Sequenz, in der man in der Spiegelung eines herunterfallenden Schwertes, Vlad als transformierter Fledermausschwarm Soldaten vernichten sieht.
Da fehlt dann doch etwas von der Story
Die Prämisse des Filmes ist eine einfache. Ein Mann wird böse um etwas noch böseres zu besiegen. Was jedoch fehlt ist die Transformation von Vlad zu Dracula, er bleibt den ganzen Film über dieser bemerkenswerte Held und ist in keinster weise der Antiheld, der er sein sollte. Er ist der strahlende Ritter, der halt mal einen Schüttelfrost hat und nicht mehr in die Sonne geht, jedoch ziemlich locker den Drang nach menschlichem Blut zu unterdrücken weiß. Natürlich hat man die eine Szene, in der er mit seiner Frau schläft und geil auf die Halsschlagader wird, aber niemals bekommt man das Gefühl der Unsicherheit, dass er jeden Moment zum Bösen werden könnte.
Underworld Untold
Wolfgang brachte mich auf den Vergleich mit der Underworld Reihe und die Filme sind in die gleichen Kategorie einzuordnen. Viel Stil mit einer Pseudohandlung, die Actionsequenzen miteinander verbindet. Statt Beckinsale, die Saltos hupft, bekommen wir Evans, der Fledermäuse kontrolliert (die eine Szene aus dem Trailer, die teuer war) und der letztere spielt im Mittelalter.
Der Versuch mit Dracula Untold scheint ja der zu sein, eine neue Filmreihe ins Leben zu rufen und auch der Schluss (ein logiklückenreiches Einführen einer weiteren metaphysischen Ebene) lässt darauf schließen, dass dies der Plan ist, falls die Umsätze stimmen. Ob der Film solide genug dafür ist, lässt sich streiten.
Pseudoblockbuster galore
Es ist ja ein schlecht gehütetes Geheimnis, dass ich Hercules mit Dwayne Johnson mag. Er ist ein dummer Actionfilm, der überraschend intelligent ist und zumindest eine Idee hat, die er durchzieht. Das und unterhaltsame Actionsequenzen. Ich war von Anfang an in der Story drinnen und hab meinen Spaß im Kino gehabt. Dracula Untold ist auf irgendeine Art, das Gegenteil davon. Es ist nicht gut für einen Film, wenn man sich dauernd fragt, ob das jetzt gut ist, was auf der Leinwand passiert und man sich über die Action ärgern muss. Es ist jedoch durchaus möglich, dass es einige Leute gibt, die auch bei diesem Film eine gute Zeit im Kino haben.
Movieuqation:
Verdikt:
Film: Dracula Untold
Rating: Lauwarm
Dracula Untold ist der Versuch einen Helden aus jemandem zu machen, der höchstens ein Antiheld sein kann. Gepaart mit einer halbgaren Story und großteils uneinsichtigen Kampfsequenzen, bekommt man einen Film der zwar nicht gut ist, aber manche Leute durchaus unterhalten kann. Ich kann ihn nicht empfehlen, aber auch nicht wirklich sagen: “Den sollts euch auf keinen Fall anschauen.”
Schreibe den ersten Kommentar