Kaum ist der erste Teil vorbei, kommt schon der zweite. Zumindest normalerweise. Sin City schreibt allerdings eine andere Geschichte und die Fortsetzung/Prequel zu Robert Rodriguez‘ und Frank Millers Noir Comic Verfilmung erblickt knackige neun Jahre später das Tageslicht. Regie führt wieder das damals gefeierten, heute eher berüchtigte Duo. Schaffen es die Beiden wieder ihre Form zu finden, oder eher nicht so?
Der Stil bleibt der gleiche
Als der erste Teil 2005 herauskam, war der übersetzte Stil in schwarz weiß mit kleinen Farbspritzern zur Akzentuierung quasi die getreuest mögliche Adaption. Was den Film zu einem Highlight für das Publikum machte, war die Grindigkeit, das Schmutzige und Brutale, die Pseudogerechtigkeit. Eine Stadt die nur zwischen brutalen Arschlöchern und brutaleren Nicht-ganz-so-Arschlöchern unterscheiden kann. Frauen sind entweder Stripperinnen oder Prostituierte, die selbst für ihre Verteidigung sorgen müssen und daraus resultierend den einzig funktionierenden Bezirk von ganz Sin City bewohnen.
Neun Jahre später besuchen wir wieder Sin City mit Sin City: A Dame to Kill For, der Zauber ist aber verflogen. Man findet es nicht mehr erstaunend, wenn alles vor einem Greenscreen gedreht wird, wenn sich die Schauspieler nur am Computerbildschirm treffen, wir wissen was Greenscreens leisten können, haben wir doch Avatar – oder wichtiger noch die neuen Affenfilme – gesehen..
Ein paar wiederkehrende Charaktere
Der Spaß an Fortsetzungen, falls man im Sequel-Zeitalter daran noch Spaß empfinden kann, ist die Wiederentdeckung von Charakteren, die man aus dem ersten Teil mochte. Mickey Rourke ist wieder als Marv zu sehen, auch Jessica Alba retourniert als Lasso schwingende Stripperin – inclusive einer Bruce Willis Geisterscheinung. Ein ganzer Haufen anderer Darsteller fehlen aber, manche scheinen nicht mehr gewollt zu haben (Clive Owen) und andere standen aus weit traurigeren Gründen nicht mehr zur Verfügung (Brittany Murphy, Michael Clarke Duncan). Dafür war Platz für neue Schauspieler, die sich die Zeit vertreiben. Die zwei größten Namen und auch die zwei Stars des Films, Eva Green und Joseph Gordon Levitt.
Ach ja… und Josh Brolin lungert auch herum und tut so als wäre er ein Schauspieler.
Something old, something new, something blue
Die titelgebende Geschichte rund um Eva Green und Josh Brolin stammt aus der Feder von Frank Miller und war original ein Prequel Comic aus 1993. Die zwei anderen Kurzgeschichten wurden für den Film geschrieben. Zwar wird hier auch Miller als Autor angeführt, aber der Departed Drehbuchautor William Monahan hatte ebenfalls seine Finger im Spiel (man kann raten ob die eine gute Geschichte vielleicht von ihm stammt).
Wir sehen 3.5 Geschichten in Sin City: A Dame to Kill For und man kann sagen, dass nur eine davon gut ist. Der Film startet mit Marv, der in allen Geschichten auftaucht, entweder weil der Charakter so beliebt ist, oder weil sonst niemand da war, der Zeit hatte. Die meiste Zeit sind wir verdammt Josh Brolin zuzuschauen, wie er von Eva Green vorgeführt wird, sowohl in der Story als auch was die Schauspielerei betrifft. Wie es Brolin schafft noch Rollen zu finden – geschweige denn Oscarnominierungen – ist mir rätselhaft. Er hat genau einen stoischen Blick und eine tief raunende Stimme. Okay, das ist vielleicht genau das was man für Sin City braucht, aber trotzdem.
Eva Green verkörpert wieder einmal ihre innere Femme Fatale. Auf eine wundervoll übertriebene Art und Weise, wenn sie ein paar Worte haucht, dann sieht man sie förmlich zu ihrem Ziel schweben, wenn sie Furcht in der Stimme hat, zittert diese schon fast unheimlich. Gespannt bin ich auf ein Making Of, da ich vermute, dass es einen Unfall mit ihren Kostümen gab und sie deshalb in allen Szenen nackt auftreten musste. Man ist es ja gewohnt eine nackte Eva Green zu sehen (300 Rise of an Empire), doch hier übertrifft sie sich selbst. In jeder Szene findet sie einen Grund ihre Hüllen fallen zu lassen, und wenn es keine Sexszene ist, dann nimmt sie halt mal ein Bad.
Die eine gute Geschichte
Es gibt nur eine Story in diesem Film die es wert ist erwähnt zu werden, nämlich Joseph Gordon Levitts The Long Bad Night. Ein übermütiger Pokerspieler legt sich mit dem personifizierten Bösen in Gestalt von Senator Roark (Powers Boothe – was für ein Name) in Sin City an. Die Stärke ist wahrscheinlich die relative Kürze und ein antiklimatisches Ende, das so perfekt die Ungerechtigkeit in dieser Welt ausdrückt. Da diese aber von zwei faden Geschichten eingekesselt und von einer dritten unterbrochen wird, ist sie den Ticketpreis wohl nicht wert.
Wo ist das Grausliche?
Das bemerkenswerteste an Sin City war die Grauslichkeit der Gewalt und der vorkommenden Personen. Denken wir an den Yellow Bastard (Nick Stahl) oder das Ende das Elijah Wood erleidet, oder die Gallerie mit den Köpfen von toten Frauen. Wenn Beine gebrochen wurden, hat es der Zuschauer gespürt, wenn jemand kastriert wurde, ging ein Raunen durch das Kino.
Nicht so hier. Die Gewalt ist hier vielleicht ein bisschen zu hochstilisiert, das Blut zu oft weiß, man spürt nicht wie sehr es weh tut. Dabei ist genau das notwendig für diese Art von Filmen, die Ungerechtigkeit der Stadt lebt davon und der Kinozuschauer benötigt diesen Bezugspunkt um eine Verbindung zum Gesehenen zu haben. Die Charaktere interessieren einen schon nicht und wenn man dann nicht einmal fühlt was sie fühlen, sind sie einem absolut egal.
Moviequation:
Verdikt:
Film: Sin City: A Dame to Kill For
Rating: Lauwarm
Sin City: A Dame to Kill For ist ein Film der um Jahre zu spät kommt. Der Stil ist nichts neues und die Geschichten sind nicht gut genug um Leute zu begeistern. Joseph Gordon Levitt und Eva Green haben ihren Spaß und der Zuseher mit ihnen, der Rest ist eher zum Vergessen. Wenn man dummen Spaß im Kino haben will, dann lieber Hercules, der wirft wenigstens ein Pferd.
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