Mit Guardians of the Galaxy versucht Marvel Sudios ihr Film Universum zu erweitern und tiefer ins All vorzustoßen als sie es bisher taten. James Gunn wurde mit der Aufgabe betreut diese mehrheitlich unbekannte Comic-Reihezu nehmen und in einen erfolgreichen Film umzuwandeln und dabei seinen eigenen Stempel aufzudrücken, um eine andere Art vom Marvel Film zu kreieren. Gelingt es ihm und dem Cast rund um Chris Pratt diese anspruchsvollen Forderungen zu erfüllen?
Aus einem kleinen Jungen wird Star Lord
Im Jahr 1988 steht ein junger Peter Quill am Totenbett seiner Mutter, in der Hand seinen Walkman und als er nach ihren letzten Atemzügen aus dem Krankenhaus rennt, wird er ohne Vorwarnung von einem Raumschiff aufgegabelt. 26 Jahre später wurde aus dem kleinen traurigen, verängstigten Jungen ein Weltraumpirat, der auf einem entlegenem Planeten eine silberne Kugel stiehlt. Das ruft jede Menge Leute auf den Plan, die diesen Orb haben wollen und Peter ans Leder wollen. Darunter der böse böse Ronan der Ankläger (Lee Pace). Durch geradezu irrwitzige Umstände bildet sich rund um Quill (Chris Pratt), oder Star Lord, wie er genannt werden will, eine Gruppe von total verrückten Außenseitern bestehend aus Gamora (Zoe Saldana), Drax dem Zerstörer (Dave Bautista), Rocket (gesprochen von Bradley Cooper) und Groot (mit der Stimme von Vin Diesel). Als sie erkennen, was dieses rätselhafte Objekt ist und wozu es gebraucht wird, liegt es nun an ihnen die ganze Galaxie vor den dunklen Plänen Ronans zu retten.
It’s FUN!
James Gunn lag vorallem viel daran den Film mit seinem Humor vollzupumpen, wie er auch nie müde wird in Interviews zu sagen (Laut ihm blieb vom Originaldrehbuch aus der Feder von Nicole Perlman nichts über). Natürlich war die Aufgabe fünf völlig unbekannte Charaktere in einem einzigen Film vorzustellen keine leichte, noch dazu wenn einer davon ein redender Waschbär und ein anderer eine Art Baummensch ist. Doch andererseits ist das ein Problem mit dem jeder originelle Film zu kämpfen hat und nicht nur Guardians alleine. Der Vergleich mit Star Wars drängt sich auf, vom Poster bis hin zur Charakterisierung der Figuren. Man hat mit Peter Quill und Racoon zwei Han Solos und mit Groot einen Chewbacca- Verschnitt, dessen Sprechrolle auf ‘I am Groot‘ begrenzt ist. Ronan gibt die Darth Vader light Version. Abgesehen davon ist Guardians of the Galaxy nichts mehr als die übliche Marvel Formel auf der Leinwand.
Die alte ausgeleierte Marvel-Schablone
Man hat einen leuchtenden Stein (dieser ist violett anstelle von blau in Avengers und rot in Thor: The Dark World) der die Kraft besitzt alles jemals dagewesene zu zerstören, wenn er in die falschen Hände gerät. Und mit Ronan hat man den selben eindimensionalen Bösewicht auf den Marvel – mit der Ausnahme vom großartigen Tom Hiddlestone/Loki – immer zurückfällt. Ehrlich, nach 10 Filmen sollte man doch schön langsam in der Lage sein einen Charakter vorzuzeigen, der eine Motivation hat! Auch wenn Lee Pace sein Bestes gibt.
Sogar das große Actionsetpiece am Ende des Filmes kennen wir schon aus Thor 2 und anderen Filmen. Es ist ein großes böses Raumschiff, dass auf einen Platz voller Menschen fallt, während eine Schlacht im Himmel stattfindet.
Einfach nicht gefühlsecht
Das gleiche Problem wie alle Marvel Filme liegt auch hier vor. Es wirkt nicht echt. Und das Argument “es ist eine Weltraumseifenoper was hast du dir denn da erwartet?!” zählt nicht. Der in Gefahr geratene Planet Xandar, wirkt wie ein Einkaufszentrum für Apple Produkte mit normalen Menschen anstatt fremder Aliens. Hin und wieder haben diese Menschen gelbe oder rote Haut, aber das wars auch schon wieder mit der Exotik. Da bekommt der Zuschauer halt nicht das Gefühl, dass die Bedrohung wirklich Schaden anrichten könnte, oder die Galaxie zerbrechen würde. Gepaart ist das Ganze damit, dass jede Ernsthaftigkeit durch den Humor unterbrochen wird, eine Art von Humor, die meistens nicht einmal lustig ist, sondern oft zu Augenverdrehen führt.
Das angebliche Herz der Geschichte Rocket Racoon ist der sechzehnjährige, ironische Pubertierende des Filmes, was zwar hin und wieder ein Schmunzeln wert ist, aber auch nicht mehr. Der überraschende Anker für die Komik kommt in Gestalt von Drax dem Zerstörer. Ein muskelbepacktes Monster, das seine tote Familie rächen will und weder Redewendungen noch Metaphern versteht, was zu Missverständnissen führt.
Die Dialoge und das Worldbuilding
Die Charaktereinführungen in Guardians of the Galaxy gehören zu den schlechtesten, die ich seit langer Zeit gesehen habe. Der unterentwickeltste Charakter neben Ronan ist mit Sicherheit Gamora, der arme Frauencharakter, der wieder einmal keine Beachtung findet. Sie ist eine adoptierte Tochter von Thanos (Josh Brolin), der für die Zukunft der Marvel Filme wichtig wird, und ihr erstes Gespräch hat sie mit ihrer Schwester Nebula (Karen Gillan), in dem sie sich gegenseitig ihre Verwandschaftsgrade erklären und schon halb in die Kamera schauen um den Zuschauern zu zeigen, wie wichtig das ist um sie als Charakter zu verstehen.
Ein anderes Problem ist dieser Zwang immer mehr Charaktere einzubauen als notwendig sind, weil es ja um ein großes Ganzes geht, auch wenn das heißt jedes Einzelteil dadurch zu beschädigen. Dementsprechend taucht hier Thanos auf, der aus der Aftercredit Szene von Avengers. Der verkörpert das ultimative Böse und arbeitet mit Ronan zusammen, von einem schwebenden Thron im Weltall aus. Er ist natürlich auch hinter dem leuchtenden Stein der Zerstörung her, weil es anscheinend nicht reicht das mächtigste Wesen in der ganzen Galaxie zu sein.
Wenn man all diese Einzelheiten zusammensetzt und dazurechnet, dass der Film sich nicht an seine eigenen Regeln hält, und das dann in die Waagschale wirft mit ein paar Szenen die gut sind und ein paar Witzen die landen, dann ist das einfach nicht genug um einen empfehlenswerten Film zu machen.
Moviequation:
Verdikt:
Film: Guardians of the Galaxy
Rating: Lauwarm
Guardians of the Galaxy ist der typische 0815 Film von Marvel Studios an den wir uns schon gewöhnt haben und als “eh okay” empfinden. Wenn ihr Lust habt aufs Fastfood der Kinolandschaft und über ein paar Witze lachen wollt, um dann bei langweiliger Action einzudösen, schätze ich kann man sich die Zeit bei dem Film vertreiben. Wenn man allerdings auf eine ausgewogenere Ernährung auf der Leinwand wert legt, sollte man einen weiten Bogen darum machen.
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