Caesar und sein Streben nach einer friedlichen Affengesellschaft sind zurück und nach dem emotional ergreifenden ersten Teil Planet der Affen: Prevolution wird dem Zuschauer statt dem Coming of Age Film nun ein politischer Thriller mit Affen präsentiert. Matt Reeves (Cloverfield, Let Me In) übernimmt den Regiestuhl von Rupert Wyatt, doch gelingt es ihm mit dieser schwierigen Prämisse eine gute Fortsetzung zu schaffen?
Ape shall not kill Ape
Wie wir schon aus dem Abspann des ersten Filmes wissen, greift ein Virus um sich, das Affen intelligent macht und Menschen tötet. Das Intro des neuen Filmes bringt uns nun gelungen zurück und zeigt uns was in den letzten zehn Jahren passiert ist. Nur ein minimaler Prozentsatz ist gegen die Affengrippe (im Englischen Simian Flu) immun. Länder und Regierungen scheinen im Großen und Ganzen aufgehört haben zu existieren und die wenigen Überlebenden schlagen sich irgendwie durch.
Der Film beginnt jedoch nicht mit den Problemen der Menschen, sondern macht unmissverständlich klar, dass der Fokus dieses Mal noch mehr auf den Affen liegt. Caesar (Andy Serkis) und seine Affen sind auf der Jagd nach Futter. Er ist ein Vater geworden, sein Sohn Blue Eyes (Nick Thurston) gerade im rebellierenden Alter. Wie weit die Affen in ihrer Entwicklung schon gekommen zeigt der Lebensraum. Die Affen haben sich auf einer Klippe eine kleine Kommune gebaut, leben in Holzhütten, an einer Steinwand stehen die Gesetze der Affen geschrieben und Maurice (Karin Konoval), der Orang Utan vom ersten Teil, unterrichtet die Nachkömmlinge in rudimentärem Englisch.
Die Probleme treten erst auf, als die Jagdgesellschaft auf einen Suchtrupp von Menschen stößt, die versuchen einen Staudamm in Betrieb zu nehmen, um die Energieprobleme in den Überresten San Franciscos zu lösen. Dieses Zusammentreffen löst nun Kettenreaktionen auf beiden Seiten aus. Ist diese neue Fraktion eine Bedrohung? Und wie soll man mit dieser potentiellen Gefahr umgehen?
Zwei Seiten derselben Medaille
Ganz interessant gestaltet sich die Gegenüberstellung der unterschiedlichen Meinungen in diesen beiden Gruppen. Während Caesar und sein menschliches Pendant Malcolm (Jason Clarke) für eine friedliche Koexistenz sind, befürchten Caesars rechte Hand Koba (hervorragend gespielt von Toby Kebbell) und das Oberhaupt der Menschen Dreyfus (Gary Oldman) eine Auseinandersetzung. Koba kennen wir aus Teil Eins, ein Affe, dessen Narben von unzähligen Tierexperimenten zeugen. Da Caesar und Koba ganz entgegengesetzte Erfahrungen mit Menschen haben, sind auch ihre Einstellungen unterschiedlich und dies führt zu einer Entzweiung, würdig dem alten Rom.
Jeder wichtige Charakter in Planet der Affen: Revolution hat einen Gegenspieler in den eigenen Reihen und zusätzlich einen „Verbündeten“ im gegnerischen Lager. Dabei ist keiner ein eindimensionaler Kontrahent, der nur im Drehbuch existiert, um für Spannung zu sorgen. Gary Oldman bekommt zwar nicht allzu viel zu tun, doch sein Handeln ist durchgehend logisch und es macht Sinn, dass dieser Charakter nicht auf diplomatische Verhandlungen setzt.
Leider das typische Hollywoodproblem
Wenn wir schon bei den Charakteren sind: So gut die männlichen Figuren gezeichnet sind, so lächerlich unnötig und eindimensional bleiben die Frauen in diesem Film. Caesars Frau bekommt ein Baby und liegt herum und gegenüber haben wir Ellie (Kerri Russell), die halt auch neben den Männern steht, wenn sie miteinander reden. Die Szenen, die für zwischenmenschliche Beziehungen da ist, wirken forciert und man fragt sich, weshalb man nicht einfach eine der vielen qualifizierten Männerrollen in eine Frau umgeschrieben hat. Es wäre so schön, wenn man in einem ansonst tollen Film sich nicht über solche Dummheiten ärgern müsste.
Ein großer Schritt für Motion Capture
Beim ersten Teil war man schon von der Motion Capture Kunst, die die Caesar und Konsorten dank Pionier Andy Serkis und den Effektmeistern von Weta Digital (Der Herr der Ringe, Avatar) zum Leben erweckte beeindruckt. Bei Revolution haben die Digital Arts Künstler einen weiteren Schritt in Richtung Zukunft gemacht.
Matt Reeves wollte nämlich nicht auf sterilen Bühnen vor grünen Wänden drehen, sondern vor Ort. Also durften alle Affendarsteller in ihren hautengen Motion Capture Anzügen (inklusive Armverlängerungen) in den hügeligen Wäldern bei Wind und Wetter all ihre Fertigkeiten unter Beweis stellen. Es muss auch erwähnt werden, dass diese Art der Darstellung ein Zusammenwirken des Schauspielers und den digitalen Künstler ist, deren Aufgabe es ist, die Performance so gut wie möglich zu erhalten. Das Ergebnis ist noch atemberaubender als im ersten Teil. Einzig bei den ultrasüßen Affenbabies merkt man, dass hier wohl mit CGI etwas nachgeholfen wurde, um sie noch süßer zu machen.
Mehr als der typische Blockbuster
Diesen Sommer wurden wir ja mit einigen guten Filmen überrascht, die dafür sorgten, dass wir kein Sommerloch durchleben mussten. Edge of Tomorrow, Godzilla und jetzt Planet der Affen: Revolution sind alle drei Actionfilme mit großem Budget, die mehr aus dem Budget machen als stupide Explosionen, die auf stupide Explosionen folgen. Nachdem der erste Teil schon ein Überraschungserfolg war, waren die Voraussetzungen hier die gleichen. Der erste Trailer war nicht besonders gut und die Erwartungen waren geradezu nonexistent, doch Matt Reeves hatte eine Vision und ihm gelang es diese gut umzusetzen und uns alle zu überraschen.
Ein starker Anfang und eine bewusst unspektakuläre Action
Auf jede Szene, die einen hoffen lässt, dass sich alles zum Guten wendet, kommt sofort der depressive Dämpfer, der mehr oder weniger den Weg zum originalen Planet der Affen ebnet. Dabei ist vor allem der Anfang stark, da wir in der Gesellschaft rund um Caesar anfangen und wir um die 15 Minuten lang kein einziges Wort hören und die Affen nur in ihrer rudimentären Zeichensprache kommunizieren. Überhaupt fühlt sich der Zuschauer dort wohler und mehr Zuhause als bei den Menschen in den Ruinen von San Francisco.
Ein Blockbuster braucht jedoch ein spektakuläres Finale und das bekommt man hier… quasi. Die Action ist gut und hat einen leichten Hauch von B-Movie (Affe auf Pferd mit Maschinengewehren!), doch entschließt sich Matt Reeves sie nicht zu glorifizieren, sondern sie aus den Augen der Verängstigten und Unschuldigen zu zeigen, die in der letzten halben Stunde ungefragt zum Handkuss kommen. Wenn sich der Rauch gelegt hat, hat man also nie das Gefühl von Fuck Yeah!, sondern ein bedrücktes das wars jetzt. Auf eine gute Art und Weise, da der Film mehr von sich selbst fordert als es der normale Blockbuster tut.
Moviequation
Verdikt
Film: Planet der Affen: Revolution
Rating: Great
Man merkt, dass man einen tollen Film gesehen hat, wenn einem nach genau 997 Worten Text immer noch Dinge einfallen, die es wert wären herausgearbeitet zu werden. Matt Reeves hat es vollbracht einen intelligenten Film aus den Boden zu stampfen, wo man keinen erwartet hätte und der Film hat in Sachen Photorealismus noch einen Zahn zugelegt. Genauso wie die Performance Künstler Andy Serkis und Toby Kebbell, die in ihren Rollen geradezu verschwinden (Pun intended). Da möchte man fast beide Augen zudrücken, wenn es Planet der Affen: Revolution nicht schafft Frauen so echt erscheinen zu lassen wie Caesar und sein Volk.
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