Der neue Film der “Melissa McCarthy ist lustig Productions GmbH” ist da und diesmal ist die angesagte Comedian nicht nur als Schauspielerin aktiv, sondern auch als Drehbuchautorin. Beim Roadtrip Tammy stand ihr vor der Kamera Susan Sarandon bei, die Produktion des Filmes zog sie mit ihrem Ehemann Ben Falcone durch.
Ein schlechter Tag, an dem sie ihr Auto schrottet, gekündigt wird und als Höhepunkt auch noch ihren Mann mit dessen Liebhaberin erwischt, veranlasst die chaotische Tammy (Melissa McCarthy) dazu, ihr Heil in der Flucht zu suchen. Gemeinsam mit ihrer alkoholkranken Großmutter Pearl (Susan Sarandon) macht sie sich auf einen ziellosen Roadtrip, auf dem sie per komischen Zufall den charmanten Bobby (Mark Duplass) kennenlernt.
Tiefer Humor
Im Prinzip fängt Tammy so an, wie man es von einem Film mit McCarthy in der Hauptrolle erwarten kann. Die Titelfigur fährt gut gelaunt Richtung Arbeit, als sie in ihrem unaufgeräumten Auto einen Snack zu suchen beginnt und deshalb die Straße aus dem Auge verliert. Just kollidiert sie mit einem Hirsch, der überlebt, aber den Wagen ruiniert. Gleich darauf wird sie als Angestellte in einem FastFood-Laden gekündigt, besteht aber darauf, noch ein paar Pies zu essen, ehe sie ihren ehemaligen Arbeitsplatz verlässt. Der erwartete Fokus auf den McCarthy ist dick-Witz bleibt von da an glücklicherweise aus.
Die beiden Hauptcharaktere lassen sich auf jeweils drei zentrale Eigenschaften reduzieren, die im Minutentakt für Lacher sorgen sollen:
- Tammy ist dick, dumm und politisch unkorrekt
- Oma Pearl ist alt, Alkoholikerin und politisch unkorrekt
In der Praxis sieht das dann so aus, dass die erste halbe Stunde eine Tour de Farce voll Beleidigungen, Slapstickeinlagen und anderen Dümmlichkeiten ist. Da wird während des Fahrens Bier getrunken, ein Auto auf Kosten der Seitenspiegel durch einen Wald gezwängt oder im Pub patschert geflirtet. Man muss dem Charme der beiden Hauptdarstellerinnen schon heftig verfallen sein, um diese niveaulose Aneinanderreihung von Schwachsinnigkeiten lustig zu finden.
Ein kleiner Pluspunkt
Auch McCarthy selbst dürfte das niedrige Niveau ihrer Witze beim Schreiben des Drehbuchs aufgefallen sein, weshalb sie sich mittendrin plötzlich entscheidet, einen anderen Film zu drehen. Mit einem Schlag wird so aus der fast schon umenschlich dummen, schwer sozial gestörten Titelfigur eine charmante, sensible Frau mit einem sympathischen Hang zu verrückten Aktionen. Ohne dieser unglaubwürdigen Verwandlung würde sich die Liebesgeschichte eben auch nicht ausgehen, ebenso wenig wie der verzweifelte Versuch, am Ende noch Tiefgang in die Story zu bringen.
So toll kommt es dann doch nicht an, Alkoholkrankheit eineinhalb Stunden lang lustig zu finden, da muss dann schon noch erklärt werden, dass das doch nicht so cool ist. Abgesehen davon, dass der angerichtete Schaden nicht so schnell behoben werden kann, ist der plötzliche Stilwechsel aus rein filmischer Perspektive unpassend. Im Grunde sieht man zwei verschiedene Filme: der erste ist anstrengend, der zweite ist langweilig.
Obwohl Suchtkranke weitestgehend despektierlich behandelt werden, bleibt die Produktionsgeschichte einigermaßen sympathisch. Dass Melissa Mc Carthy in den letzten Jahren eine steile Hollywood-Karriere hingelegt hat und es sich auch schon leisten kann, ein selbst geschriebenes Drehbuch mit ihrem Mann zu verfilmen, ist beeindruckend. Noch positiver zu bewerten ist diese Entwicklung, wenn sie sich dann wie in Tammy im Prinzip ins Zentrum einer Liebeskomödie setzt, die ihre Statur weitestgehend zu ignorieren versteht. Das sollte man auch wertzuschätzen wissen, wenn man mit dem Endprodukt wenig anfangen kann.
Verdikt:
Film: Tammy
Rating: Lauwarm
Wer den Humor Melissa McCarthys mag, dem wird mit Tammy seichte Unterhaltung geboten. Für alle anderen bleibt sehr wenig über.
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