In einer Zeit in der Spiele wie Schiffe Versenken zu Millionenblockbustern aufgebläht werden wirkt eine Lego-Verfilmung wie ein Symbol für den Untergang des originellen Blockbusters. Und obwohl viele bis zum Gang ins Kino skeptisch sein werden – oder wie ich schon im Vorhinein den Film als „unnötige Geldmache“ abgeschrieben haben – entpuppt sich The Lego Movie als einer der kreativsten und unterhaltsamsten Mainstream Filme der letzten Jahre.
Everything is Awesome
Emmet Brickowski (Chris Pratt) ist nur ein weiterer Lego-Arbeiter in einer riesigen Stadt. Er folgt den Anleitungen beim Bauen und seine nennenswerteste Charakteristik ist die Abwesenheit von jeglicher Besonderheit. Doch Emmet hat kein Problem damit – genauso wenig wie der Rest der Lego Welt, denn Everything is Awesome, wie der Song im Radio ihnen konstant versichert.
Anscheinend sind alle glücklich mit der Leitung von President Business (Will Ferell). Doch was die glücklichen Bewohner der Stadt nicht wissen ist, dass President Business eine mächtige Waffe gefunden hat, welche das Ende der Lego-Welt, wie wir sie kennen, bedeuten könnte. Nur ein Master-Builder (jemand, der ohne Plan Sachen erschafft) kann laut einer alten Prophezeiung vom weißen Magier Vitruvius (Morgan Freeman) die Welt retten.
Und scheinbar ist Emmet dieser prophezeite Auserwählte. Doch wie soll eine Legofigur ohne einen Hauch Kreativität ein Master-Builder werden?
Die größte Überraschung seit Langem
Wie bereits erwähnt hatte ich keine Erwartungen an diese Adaption und hatte bereits überlegt, den Film komplett zu überspringen. Die ersten Trailer versprachen ein standardmäßiges Abenteuer mit Prophezeiung und Auserwählten mit typischen modernen Kommentaren über Klischees. Und da nach meinen Erfahrungen jene Filme, die sich am lautesten über die Handlungsstereotypen lustig machen, jene sind, die auch die vorhersehbarste Handlung ohne Tiefe aufweisen, schien The Lego Movie genau in diese Richtung zu gehen.
Die ersten drei Minuten, in denen der weiße Vitruvius gegen President Business um ein Artefakt kämpft, fielen auch in diese Kategorie. Eine Prophezeiung wurde in den Raum gestellt und selbst die Film-Charaktere rollten die Augen, weil solche Vorhersagen schon etwas veraltet sind.
Doch sobald der Fokus sich auf Emmet richtete und eine unglaublich unterhaltsame Satire begann, waren alle meine Sorgen davon und ich genoss eine Achterbahnfahrt voll origineller Charaktere und Karikaturen, gefüllt mit Actionszenen die kreativer und spannender sind als die meisten Blockbuster.
Ein Film über Lego, nicht ein Film mit Lego
The Lego Movie ist nicht einfach eine Geschichte über den prophezeiten Retter der Welt die mit Lego Figuren erzählt wird. Es ist ein Film, der direkt von den Legosteinen ausgeht und die Geschichte um diese Idee erzählt.
Dies wird noch offensichtlicher, wenn man den Film mit Battleship (2012) vergleicht, der zwar namentlich auf dem Spiel Schiffe Versenken basierte, aber letzten Ende nichts anderes war als eine Alieninvasion mit ein zwei Referenzen auf das (alienlose) Original.
Am anderen Ende des Spektrums trumpft The Lego Movie mit einer Welt und einem Konflikt, der sich direkt aus der uralten (zumindest so alt wie das Produkt selbst) Diskussion ableitet:
Baue ich nach Plan oder bin ich kreativ?
Und selbst hier nimmt der Film nicht den einfachen Ausweg, wie es für Blockbuster heutzutage üblich ist. Der Film versucht keineswegs eine eindeutige Antwort zu geben, sondern fordert bewusst zur Reflexion auf und wird wohl bei einigen Zuschauern dazu führen, dass sie ihre alten Legosteine wieder hervorholen.
Klischees sind nicht immer schlecht
Wie bereits erwähnt habe ich eine Abneigung gegenüber Filmen, welche sich selbst als clever inszenieren, indem sie ihre eigenen Fehler während des Filmes ansprechen und sich zwinkernd dem Publikum zuwenden. Zwar sind das Augenzwinkern und einige Meta-Witze vorhanden, doch im Kern ist The Lego Movie ein ehrlicher Film, der keine Angst hat, eine Moral am Ende des Films zu präsentieren, die schon von Anfang an auf der Hand liegt.
Doch gerade hier liegt auch die Stärke des Legoversums:
Das Spielzeug ist dafür bekannt, dass man aus den simpelsten Steinen alles zaubern kann und so ist eine „du musst an dich glauben, dann kannst du alles sein“-Moral absolut gerechtfertigt. Und selbst jene Zuschauer, die den letzten Akt als zu sehr „Hollywood“ empfinden, werden wohl durch die Witze und Charaktere genug Freude während des Filmes haben, um ihm über die Message nicht böse zu sein.
Jeder ist die Zielgruppe
(o.k. zur Absicherung: Fast Jeder)
Der Lego Film ist gespickt mit Andeutungen und Witzen für Jung und Alt. Jedoch nimmt nie eines von beiden überhand. Jeder Meta-Witz wird balanciert durch allgemein verständliche Komik. Die Regisseure Phil Lord und Christopher Miller (Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen, 21 Jump Street) schaffen eine komödiantische Balance, wie es nur Filme wie Airplane! geschafft haben. Im Vergleich zu Komödien, die kaum 90 Minuten mit genug Witzen füllen können ist The Lego Movie vollgeräumt mit kleinen Details im Hintergrund, sodass man wohl die Blu Ray im Einzelbildmodus durchgehen wird, um alle Nuancen zu erkennen.
The Lego Movie ist ein erfrischend kreativer und lustiger Film, der mehr aus der Vorlage herausgeholt hat, als viele ihm zugetraut haben. Die Ironie, dass ein Film basierend auf einem Massenprodukt ohne narrativer Vorgabe der wohl cleverste und vielseitigste Blockbuster seit Langem ist, ist nicht von der Hand zu weisen und unterstreicht nochmals was für ein Erfolg der Film ist.
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