Die Bestimmung – Divergent ist der Versuch auf den erfolgreichen Zug der Jugendliteraturverfilmung mit aufzuspringen, welche durch Twilight und The Hunger Games geprägt wurden. Gelingt es Summit, dem Studio das uns Twilight brachte, dieses Mal nicht nur eine erfolgreiche Trilogie zu starten, sondern auch eine qualitativ hochwertige Verfilmung zu präsentieren?
Wir befinden uns in Chicago nach dem großen Krieg und es entstand eine Gesellschaft, die in fünf Gruppen eingeteilt wird, um den Frieden zu sichern. Jede einzelne dieser Gruppen spezialisiert sich auf eine bestimmte Eigenschaft. Altruan (die Selbstlosen), Candor (die Freimütigen), Ken (die Wissenden), Amite (die Friedfertigen) und Ferox (die Furchtlosen). Im Alter von Sechzehn muss sich jeder entscheiden, zu welcher Fraktion er gehören will und welcher Eigenschaft er sein Leben widmen will. Denn anscheinend ist es nicht möglich sein Leben der Wissenschaft zu widmen und gleichzeitig freundlich zu sein.
Wir begleiten Beatrice “Tris” Prior (Shailene Woodley) , von den Altruan, in jenem Lebensabschnitt, in dem sie ihre Zukunft wählen muss. Jedoch erfahren wir, dass sie divergent ist, also nicht nur für eine Fraktion geeignet, sondern für alle. Dies muss natürlich unter allen Umständen geheim gehalten werden. Sie entscheidet sich für die Ferox, die Kriegerfraktion, wobei die Motivation dafür nicht ersichtlich ist und man nur mutmaßen kann, dass herumlaufen, lachen und auf Sachen klettern wohl einen gewissen Coolnessfaktor hat. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, zu dem sie sich für diese Gruppe entscheidet. Innerhalb von Sekunden wird der Ort voller lächelnder Freeclimber zum schlimmsten Bootcamp, das man sich vorstellen kann.
Zwei Drittel des Filmes beschäftigen sich nun mit ihrer Zeit in Ausbildung. Sie lernt zu kämpfen und ihre Ängste zu kontrollieren. Wenn sie bei der Ausbildung jedoch nicht gut abschneidet, wird sie verstoßen und muss als Fraktionslose allein leben. Man muss die Informationspolitik dieser Gesellschaft wirklich in Frage stellen, wenn sich Kinder, welche immer nur in einer Fraktion lebten und die anderen nur vom Hörensagen kennen, auf einmal für eine entscheiden müssen und den Rest ihres Lebens dort verbringen. Dieses Leben scheint jedoch nicht besonders lange zu dauern, da weit und breit keine alten Menschen zu sehen sind. Das gleiche gilt auch für kleine Kinder. Die einzige Ausnahme zu dieser Regel sind jene Szenen im dritten Akt, die emotional wirken sollen.
Es braucht sehr viel Anstrengung um nicht zu sehr über die präsentierte Welt nachzudenken und im Laufe des Filmes wird es nicht leichter. Man erhält nie den Eindruck als ob so eine Gesellschaft wirklich entstehen hätte können. Gerade in diesem Punkt versagt Die Bestimmung im Vergleich zum Vorbild The Hunger Games, welches dem Zuschauer ein Gefühl der Realität suggerieren kann mit dem System der Districts.
Alle vorkommenden Figuren sind komplett zweidimensional und haben keine Ambiguität an sich, soll bedeuten, man erkennt sofort, weshalb der Charakter eingeführt wird und welche Rolle er übernehmen soll. Kate Winslet spielt die emotionslose, eiskalte Böse, die gegen die menschliche Natur ist, weil sie nach Wissen strebt. Und Wissen ist gleichbedeutend mit schlecht und machthungrig wie es scheint. Doch das gilt nicht nur für Kate Winslet – jeder einzelne Vertreter der Ken (die Wissenden) ist unsympathisch.
Nachdem wir uns nun in sehr langen zweieinhalb Stunden mit ihrer Ausbildung und Aufstieg beschäftigt haben, von der schlechtesten zu einer der Besten, wird dies im Finale total unnötig, weil die Ken eine Revolution gegen die selbstlose Regierung der Altruan anzetteln und die Ferox durch ein bewusstseinkontrollierendes Serum als Waffe benutzen.
Ein einziger großer Fleckerlteppich
Die Themen des Buches sind die Elemente aller anderen erfolgreichen Jugendbücher zusammen gewürfelt. Man nimmt den großen Krieg aus The Hunger Games und ersetzt die Districts durch eine Variante der Häuser aus Harry Potter. Dies garniert man mit einem Charakter à la Bella Swan, deren Charakter darin besteht, dass sie die Beste in Allem ist und der scharfe Junge (Theo James) sich in sie verliebt.
Nichts davon ist originell oder wird auf eine interessante Art und Weise dem Zuschauer präsentiert, zudem ist der Film viel zu lang und zwei Drittel des Filmes werden durch das Finale absolut unnötig und mit fortschreitender Zeit stellt man sich immer mehr Fragen über diese Welt und deren Gesellschaft.
Es sagt nichts gutes über einen Film aus, wenn man immer mehr von allem anderen abgelenkt wird und kein Interesse hat der Handlung zu folgen. Auch wenn die meisten Schauspieler ihr Bestes geben, gelingt es nicht zu überzeugen.
Der einzige Grund weshalb dieser Film nicht als brennendes Wrack einzuordnen ist, liegt an der annehmbaren schauspielerischen Leistung und einer sympathischen Shailene Woodley, welche das Beste aus dem macht, was sie zur Verfügung hat und ein kleiner Plottwist der wirklich überrascht. Das Produktionsdesign überzeugte auch großteils, solange man nicht zu sehr auf CGI angewiesen war. Wenn man kein großer Fan der Bücher ist, kann man sich einen Besuch des Kinos ersparen und stattdessen lieber auf Mockingjay – den dritten Teil von Hunger Games warten.
Anmerkung:
Ich bin ganz bewusst nicht auf das Buch eingegangen, weil ein Film für das rezensiert werden muss, was er dem Zuschauer präsentiert. Viele Probleme des Filmes waren jedoch mit Sicherheit schon im Buch vorhanden und wurden einfach nicht gut genug in dieser Adaption verbessert.
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