Veronica Mars – Der Film

Veronica Mars

Knapp zehn Jahre nach ihrer Karriere als Hobby-Privatdetektivin am College ist Veronica Mars (Kristen Bell) nach New York City gezogen, um sich als Anwältin zu versuchen. Alles läuft perfekt, bis sie der Mordverdacht gegen Ex-Freund Logan (Jason Dohring) vermeintlich für einen Kurztrip in ihre Kleinstadt Neptune zurückführt. Beim Lösen ihres Comeback-Falles merkt sie schon bald, wie schwer es ihr fällt, sich emotional von ihrem alten Leben zu distanzieren.

Nicht zuletzt dank den Crowdfunding-Millionen der treuen Fans hat es die US-Serie Veronica Mars auf die große Leinwand geschafft. Insgesamt 5,6 privat gesponserte Millionen Dollar, sowie die volle künstlerische Verantwortung von Serien-Erfinder Rob Thomas (Regie und Drehbuch) ergeben eine durchaus sympathische Produktionsgeschichte. Dass das frühere TV-Publikum zufrieden sein wird, erklärt sich von selbst, doch für Außenstehende hat die Film-Umsetzung denkbar wenig zu bieten.

Interessante Ausgangsposition
Dabei macht der Beginn durchaus Hoffnung. So hölzern “Was bisher geschah”-Segmente auf der großen Leinwand auch wirken, ist es in diesem Fall durchaus akzeptabel, dass uns mit kurzen Serien-Ausschnitten ein Überblick verschafft wird. Interessant ist aber vor allem, dass der Film zunächst das Wagnis einzugehen scheint, seine Hauptfigur als neuen, gereiften Charakter zu präsentieren. Immerhin ist das Bewerbungsgespräch bei der großen New Yorker Anwaltskanzlei in mehrfacher Hinsicht weit entfernt vom Detektiv-Familienbetrieb im winzigen Neptune.

Sobald Veronica von der verhängnisvollen Situation des Ex-Lovers Logan hört, geht der Film aber leider den Bach hinunter. Dass sich die Handynummer in neun Jahren nie geändert hat, ist ja noch hinzunehmen, warum aber die vermeintlich gefestigte Jung-Anwältin sich so hoffnungslos ihren wieder aufkeimenden Teenie-Gefühlen hingibt, bleibt dem Zuseher verborgen. In Neptune scheint die Zeit stillgestanden zu sein, schließlich wirken einige Figuren als seien die eigentlich recht charakterbildenden Jahre des Frühzwanziger-Alters spurlos an ihnen vorüber gegangen. Logan ist immer noch ein bisschen konfliktsüchtig, die Zicke Gia (Krysten Ritter) bleibt genau eine solche und sogar der vermeintlich resozialisierte Kleinkriminelle Eli (Francis Capra) gerät zu Ende des Films wieder auf die schiefe Bahn.

Als eigenständiger Film nicht überlebensfähig
Im Ganzen wirkt der Film wie ein überarbeitetes Serien-Finale, das alle Wünsche und Träume der spendierfreudigen Fans erfüllt. Was hier geboten wird, ist Fanservice in derart offensichtlich blöder Manier, dass es wahrscheinlich sogar das Zielpublikum selbst ein klein wenig spalten wird. Aus Sicht des Nicht-Kenners der Serie kann ohnehin nur von einem völlig dysfunktionalen Film berichtet werden. Warum die erfolgreiche Veronica aus dem perfekten Leben mit tollem Mann, Traumjob und großartiger Stadt ausbricht, um wieder in das kuschlige, aber auch zutiefst korrupte Neptune zurückzukehren, ist nicht wirklich erkennbar. Auch das Geflirte mit Jugendliebe Logan irritiert in diesem Kontext nahezu.

Dazu kommt das auf vertraute TV-Muster zurückgreifende Storytelling, das vor allem auf das Lösen kleinerer Mysteries sowie den signifikant bös-witzigen Off-Voice-Bemerkungen der Hauptfigur zurückgreift. Am kleinen Bildschirm und im 40-Minuten-Format funktioniert das blendend, im Kino leider nicht. Veronica Mars kennt sein Publikum und befolgt dessen Anweisungen mit minutiöser Genauigkeit. Was der Fan davon hält, ist wahrscheinlich ein bisschen Geschmackssache – jeder andere wird aber nicht begeistert sein.

moviequation veronica mars

Michael Verfasst von:

Autor, Editor, Public Relations Michael ist der Arthouse Hipster des Teams, dessen Korrektheit und ruhige Art dafür sorgen, dass die Diskussionen immer fair bleiben und Beleidigungen nur zulässt, wenn sie mit Fakten belegt werden können.

Schreibe den ersten Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert